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11.11. abgesagt : So ein Tag, so fürchterlich wie heute

Karnevalisten am 11.11.2019 in Köln Bild: dpa

Das Virus schlägt immer dort besonders heftig zu, wo es feucht-fröhlich wird: Corona und Karneval gehen nicht zusammen. Deshalb fällt der 11.11. dieses Jahr aus.

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          Dass sich ganz großes Ungemach über der Karnevalssession 2020/2021 zusammenbraut, schwante den Jecken schon zu Beginn der Woche. Wegen der Corona-Pandemie werde das Kölner Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau erstmals in der Geschichte des kölschen Trifoliums zwei Amtszeiten regieren, kündigte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, am Montag an. Viele Höhepunkte der kommenden Session wie etwa der Rosenmontag könnten in Pandemiezeiten so nicht stattfinden, weshalb man Prinz, Bauer und Jungfrau angeboten habe, in die Verlängerung zu gehen.

          Reiner Burger
          Politischer Korrespondent in Nordrhein-Westfalen.

          „So nicht stattfinden...“ – das schien Raum für wenigstens ein klein bisschen Karneval zu lassen. Doch alle jecke Hoffnung war dahin, als Kuckelkorn am Dienstag mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor die Presse trat.

          Karneval und Corona – das geht nicht zusammen. Denn das tückische Virus, so viel ist mittlerweile klar, schlägt immer dort besonders heftig zu, wo es feucht-fröhlich wird. Deshalb muss schon der Karnevalsauftakt ausfallen, stellte Reker in kurzen, klaren, brutalen Sätzen klar. „Wir müssen alle auf das Feiern am 11.11. verzichten“, sagte die parteilose Politikerin, die selbst eine begeisterte Karnevalistin ist. „Diesmal wird nicht gefeiert, diesmal wird nicht gesungen, diesmal wird nicht geschunkelt, diesmal wird nicht getanzt“, sagte Reker. „Diesmal gibt es keinen 11.11. Er ist in diesem Jahr nur ein Tag im Kalender wie jeder andere auch. Bleibt bitte alle zu Hause.“ Doch damit nicht genug: „Feiert auch zu Hause nicht!“ Jeder habe nicht nur die Zukunft der eigenen Gesundheit in der Hand, sondern auch die der anderen, mahnte die Oberbürgermeisterin. „Wir wollen ja weiter die Hochburg der Jecken sein und nicht die Hochburg der Infektion.“

          Oberste Jeckenpflicht in diesen jecken Zeiten ist es also, aus Gründen des Infektionsschutzes das Jecksein so konsequent wie nur irgend möglich bleiben zu lassen. Damit die Botschaft überall ankommt, startet die Stadt Köln eine überregionale Öffentlichkeitskampagne. Im Netz läuft sie unter dem Hashtag #diesmalnicht, zudem sollen Plakate überregional dafür werben, am 11.11. nicht nach Köln zu reisen. Der Ordnungsdienst ist am jecken Nicht-Tag angewiesen, Ansammlungen von Uneinsichtigen sofort aufzulösen. Im gesamten Stadtgebiet wird es ein Alkoholverkaufsverbot und ein Alkohol-Konsumierverbot geben.

          Die Jecken seien tieftraurig darüber, dass sie diesmal keine Farbe in den trüben November bringen könnten, sagte Karnevalspräsident Kuckelkorn. Es gehe nun darum, „gemeinsam diesen Tag einfach in Ruhe und Stille zu begehen, uns daran zu erinnern, wie er früher war, und uns darauf zu freuen, dass wir ihn bald wieder so erleben können, hoffentlich, wie wir ihn kennen“. Gemeinsam mit der Ostermann-Gesellschaft will das Festkomitee eine Feier ohne Publikum organisieren, die im Fernsehen übertragen werden soll. Derweil kündigte das designierte Dreigestirn an, seine doppelte Amtszeit unter die drei Oberbegriffe „Lebensmut, Zuversicht und Achtsamkeit“ stellen zu wollen. Wenn die Pandemie eines gelehrt habe, dann, dass es manchmal ganz gut sei zu entschleunigen, sagte der designierte Prinz Sven I. Ob die coronabedingte Entschleunigung auch in der Session 2021/2022 noch andauert? Ein Narr, wer eine Prognose wagt.

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