Wenig wird recycelt : Mehr Elektroschrott als je zuvor
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Hamburg: Ausrangierte Haushaltsgeräte und andere Elektrogeräte liegen in einem Sammelbehälter für Elektroschrott. Bild: dpa
Viele Elektrogeräte werden mittlerweile schon nach ein paar Jahren ersetzt. Die meisten Altgeräte landen dann im Müll oder werden illegal entsorgt. Die Reparatur wird nicht selten durch den Hersteller erschwert.
Die Halbwertszeit von Elektrogeräten ist stark zurückgegangen. Kaffeemaschine, Handy oder Kühlschrank werden mittlerweile schon nach ein paar Jahren ersetzt. Die meisten Altgeräte landen dann im Müll oder werden illegal entsorgt. Im vergangenen Jahr sind auf der Welt 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott entstanden, das entspricht 350 Mal dem Gewicht der „Queen Mary 2“. Das ist das Ergebnis des am Donnerstag veröffentlichten „Globalen E-Schrott Monitor 2020“, an dem unter anderem auch die Universität der Vereinten Nationen beteiligt ist.
Im Vergleich zu 2014 stieg die Elektroschrottmenge um 21 Prozent. Für 2030 prognostizieren die Autoren 74 Millionen Tonnen – gezählt wird alles, was einen Stecker oder eine Batterie hat. „Eine Wiederverwertung ist immer sinnvoll, weil die Herstellung von elektronischen Geräten sehr ressourcenlastig ist“, sagt Rüdiger Kühr, Direktor des Programms für nachhaltige Kreisläufe an der Universität der Vereinten Nationen und einer der vier Autoren des Berichts.
Die Experten haben ermittelt, dass 2019 weltweit 17,4 Prozent des Elektroschrotts recycelt wurden. Die höchste Recycling-Quote hat Europa mit 42,5 Prozent, das Schlusslicht ist Afrika mit 0,9 Prozent. Auch bei der Pro-Kopf-Menge belegt Europa mit 16,2 Kilogramm Elektroschrott den ersten Platz. Gründe für den wachsenden Berg sind technische Innovationen und steigender Wohlstand. Viele Geräte hätten eine geringere Lebensdauer als früher, und die Reparatur werde nicht selten durch den Hersteller erschwert, zum Beispiel bei Smartphones.
Viele Elektrogeräte gelangten auf Müllkippen oder in die Verbrennungsanlage, obwohl sie noch wertvolle Materialien enthalten. „Bisher ist die wirtschaftliche Notwendigkeit für eine Wiedergewinnung einfach nicht gegeben“, so Kühr. „Dafür sind die Preise auf dem Weltmarkt zu gering.“ Der reine Materialwert des 2019 entstandenen Elektroschrotts liegt demnach bei 57 Milliarden Dollar. Die Autoren fordern für Deutschland, mehr Anreize für eine ordnungsgemäße Entsorgung zu schaffen, um die illegale Beseitigung in der Restmülltonne oder in der Natur zu verhindern. Laut Umweltbundesamt können bei Wertstoffhöfen, Schadstoffmobilen und Depot-Sammelcontainern Altgeräte kostenlos abgegeben werden.