Striktes Abtreibungsverbot : US-Touristin fürchtet auf Malta um ihr Leben
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Demonstration gegen die harten Abtreibungsgesetze in Maltas Hauptstadt Valetta am Mittwoch. Bild: Reuters
Eine schwangere Amerikanerin bekommt im Urlaub auf Malta starke Blutungen. Ihr Baby hat keine Überlebenschancen, das Leben der Mutter ist auch bedroht – doch die Ärzte dürfen nicht handeln.
Der Fall einer amerikanischen Touristin, die während ihres Urlaubs auf Malta schwere Komplikationen in der Schwangerschaft erlitt, hat die Debatte über das absolute Abtreibungsverbot auf der Mittelmeerinsel neu befeuert. Die werdende Mutter Andrea Prudente und ihr Partner Jay Weeldreyer aus Seattle machten am Mittwoch in Valletta maltesische und internationale Medien auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam. Danach erlitt die 38 Jahre alte Amerikanerin, die sich in der 16. Schwangerschaftswoche befindet, während eines Ausflugs auf die Nachbarinsel Gozo am 11. Juni starke Blutungen.
Eine Ultraschall-Untersuchung des Fötus im Krankenhaus auf Gozo ergab keine Auffälligkeiten, der werdenden Mutter wurde ein Antibiotikum verschrieben. Nach dem Abgang einer großen Menge Fruchtwasser begab sich Prudente in der Nacht zum 14. Juni in der Hauptstadt Valletta abermals ins Krankenhaus. Am 16. Juni diagnostizierten die Ärzte, dass wegen des Verlusts großer Mengen Fruchtwassers, wegen einer Teilablösung der Plazenta sowie aufgrund weiterer Komplikationen keine Überlebenschancen für den Fötus bestünden, auch wenn bei diesem weiter ein Herzschlag festgestellt werden könne. Bei der werdenden Mutter wurde zudem eine Corona-Infektion festgestellt.
Absolutes Abtreibungsverbot in Malta
Den von den werdenden Eltern wegen der Gefahr einer schweren Infektion oder Sepsis bei der Mutter erbetenen Schwangerschaftsabbruch konnten die Ärzte des Mater-Dei-Hospitals nicht vornehmen. Im stark katholisch geprägten Malta, wo es bei einer Einwohnerzahl von gut einer halben Million 365 Kirchen geben soll, gilt ein absolutes Abtreibungsverbot. Eine Extraktion des Fötus könne erst vorgenommen werden, wenn bei diesem kein Herzschlag mehr festgestellt werden könne, teilten die behandelnden Ärzte mit.
Den Transport der Schwangeren mit einem kommerziellen Flug zu einem Schwangerschaftsabbruch in Großbritannien lehnten sämtliche Fluggesellschaften wegen des Risikos weiterer Komplikationen während der Reise ab. Nun wartet das Paar auf die Zustimmung ihrer Krankenversicherung zur Kostenübernahme für den Flug mit einem Krankenflugzeug von Valletta nach London.
Prudente und Weeldreyer werfen dem medizinischen Personal in der Klinik in Valletta vor, das Leben der Mutter zu gefährden, nur um den nach deren eigener Auskunft nicht überlebensfähigen Fötus am Leben zu halten. Sie sitze auf Malta fest und kämpfe um ihr Leben, schrieb Prudente auf Facebook: „Das barbarische Abtreibungsverbot auf Malta verhindert, dass die Ärzte mir die Behandlung zukommen lassen, die ich brauche. Die Verlängerung einer Schwangerschaft, die unser Baby nicht überleben wird, bedroht mein eigenes Leben. Mit jedem Tag wächst das Risiko einer tödlichen Infektion für mich.“ Weeldreyer beklagte, er könne nicht um die faktisch verlorene kleine Tochter trauern, solange er um das Leben seiner Partnerin bangen müsse.
Vor der Klinik und vor dem Parlament demonstrieren seit Mittwoch überwiegend junge Frauen gegen das absolute Abtreibungsverbot und fordern eine Lösung im Fall Prudente. Alle Versuche einer Liberalisierung der Gesetzgebung zum Schwangerschaftsabbruch im kleinsten EU-Staat sind bisher am Widerstand fast aller Parteien gescheitert, einschließlich der regierenden sozialdemokratischen Arbeiterpartei.