Astronomische Abhandlung : Werk von Galileo Galilei verschwunden
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Ganz authentisch: Die Unterschrift von Galileo Galilei Bild: Reuters
Aus der spanischen Nationalbibliothek in Madrid ist ein wertvolles Dokument von Galileo Galilei verschwunden. Tatsächlich fehlt die astronomische Abhandlung wohl mindestens seit 2014.
Erst ein Blick in die Zeitung schreckte das spanische Kulturministerium auf. Aus der Madrider Nationalbibliothek ist eines der wertvollsten Werke von Galileo Galilei verschwunden – mindestens schon seit 2014. Das schreibt „El País“. Und erst nach dem Bericht rief das Ministerium die Bibliotheksleitung zum Krisengespräch. Die astronomische Abhandlung „Sidereus Nuncius“ gilt als eines der wichtigsten Exemplare im Bestand der Biblioteca Nacional. Das Original wurde 1610 in Venedig gedruckt. Seinen Wert schätzen Fachleute auf etwa 800.000 Euro.
Restauratoren hatten laut „El País“ 2014 in den Beständen der Bibliothek nur eine Kopie entdeckt. Das Exemplar habe zu neu ausgesehen, um aus dem 17.Jahrhundert zu stammen. Eine eingehendere Untersuchung habe diesen Verdacht bestätigt. Nach eigenen Angaben hatten sie darüber ihre Vorgesetzten in Kenntnis gesetzt. Das hatte offenbar aber keine weiteren Folgen. Im Jahr 2018 machten dann zwei Forscher die Biblioteca Nacional ein weiteres Mal darauf aufmerksam, dass es sich bei dem Exemplar im digitalen Katalog um eine Fälschung handele. Erst danach begann eine Sondereinheit der Nationalpolizei mit geheimen Ermittlungen.
Das Kulturministerium teilte „El País“ mit, man habe „von dieser Angelegenheit überhaupt keine Kenntnis“ gehabt und um Aufklärung gebeten. Weder der derzeitige Kulturminister noch dessen Vorgänger wurden demnach über den Diebstahl informiert. Die Bibliotheksleitung behauptet jedoch, eine entsprechende E-Mail an das Ministerium geschickt zu haben.
In dem Zeitungsbericht wird darüber spekuliert, dass der Vorfall nur „die Spitze des Eisbergs“ sein könnte. Für das Werk, in dem Galilei die Landschaft des Mondes, die Phasen der Venus und die Jupitermonde beschreibt, hatte sich früher schon ein Kunstdieb interessiert. In der Nationalbibliothek war es zwischen 2004 und 2007 zu einem spektakulären Diebstahl gekommen. Ein angeblicher Historiker schnitt damals wertvolle Weltkarten des griechischen Geographen Ptolemäus aus der „Cosmographia“, die später bei einem Sammler gefunden wurden, der sie bei einer Auktion ersteigert hatte. Aus der Bibliothek verschwanden weitere Karten, die damalige Bibliotheksdirektorin musste zurücktreten.
Der Täter hatte angeblich 2004 im Lesesaal auch Galileis „Sternenboten“ angefordert. Eine erste Überprüfung ergab keine Auffälligkeiten. Interessant war jedoch, dass 2005 in New York ein Exemplar des Buchs auftauchte, das sich dann 2014 als aufwendige Fälschung erwiesen hatte. 1987 war Galileis Werk schon einmal mit weiteren Büchern aus der Bibliothek gestohlen worden und zwei Jahre später von der Polizei sichergestellt worden. Am Montagabend teilte das Kulturministerium mit, dass nun beschlossen worden sei, die Sicherheitsprotokolle zu überprüfen und Maßnahmen zur Verbesserung zu treffen.