Eine Art Goldgräberstimmung breitete sich aus
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Ein mutmaßlicher Schwindel um 82.510 Euro: „Auf einmal hatte fast mein ganzes Umfeld die Taschen voll mit Geld“, so lässt sich Bobby K. durch seinen Anwalt ein. Bild: Matthias Lüdecke
Was sind das für Leute, die ohne existentielle Not Corona-Hilfen beantragt haben? In Berlin wird ein solcher Fall verhandelt.
Gelegenheit macht Diebe, und dass diese Logik auch etwas Entlastendes haben kann, arbeitet die Verteidigung schon vor Prozessbeginn heraus. Man nehme nur einmal an, sagt Rechtsanwalt Christian Gerlach in die Mikrofone und Kameras der Journalisten, da stelle jemand in einem nicht gerade wohlhabenden Stadtteil wie Neukölln oder Wedding einen Geldautomaten auf die Straße, veröffentliche dazu eine Pin-Nummer, bitte aber darum, nur Menschen in existentieller Not möchten sich bedienen. Was werde wohl passieren? Oder, fährt er fort und zeigt auf den Linoleumflur im Kriminalgericht Moabit, „legen Sie mal einen Fuffi auf den Boden.“ Wie lange es wohl dauere, bis der Schein verschwunden sei? „Das spricht sich rum“, sagt Gerlach: „Es gibt Geld für nichts.“ Und: „Er war ja nicht der Einzige!“ Die Strategie der Verteidigung ist klar: Wo es einem allzu leicht gemacht werde, illegal an Geld zu kommen, wiegt die Schuld vielleicht nicht ganz so schwer.
In Berlin hat am Freitag ein Prozess gegen einen Mann begonnen, dem im Zusammenhang mit den Corona-Soforthilfeprogrammen des Landes und der Bundesregierung Subventionsbetrug vorgeworfen wird. Noch ist nicht abzusehen, wie viele solcher Strafverfahren es insgesamt geben und wie lange sich die juristische Aufarbeitung der Krise hinziehen wird. Ermittlungsbehörden aus allen Teilen Deutschlands melden noch immer steigende Fallzahlen.
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