Tat in Goch : Vier Festnahmen nach brutaler Prügelattacke auf VHS-Schüler
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Leni-Valk-Realschule in Goch Bild: dpa
Elf Schüler sitzen in einem VHS-Kurs. Plötzlich stürmt eine Gruppe herein und prügelt auf einen Kursteilnehmer brutal ein. Am Tag danach kann die Polizei dank der Zeugenaussagen Festnahmen vorweisen.
Eine Gruppe junger Leute arbeitet in einem VHS-Kurs konzentriert für ihren Hauptschulabschluss – dann ein schockierender Ausbruch von Gewalt: Drei Männer platzen in den Klassenraum einer Schule am Niederrhein, verprügeln einen 17-jährigen Schüler mit Stange und Teleskopstock und verletzen ihn mit einer Softairpistole am Rücken, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Am Morgen danach wurden vier deutsche Tatverdächtige festgenommen: drei junge Männer im Alter von 19, 21 und 22 Jahren und eine 17-jährige Jugendliche.
Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts des schweren Raubs. Die beiden 19 und 21 Jahre alten Tatverdächtigen seien der Polizei bekannt wegen Drogen- und Diebstahlsdelikte, sagte ein Behördensprecher. Die Staatsanwaltschaft werde am Freitag entscheiden, ob sie gegen die drei jungen Männer Haftbefehl beantrage. Das 17 Jahre alte Mädchen sollte nach der Vernehmung entlassen werden.
Am Tag nach dem Überfall sind in dem Klassenzimmer ordentlich die Stühle hochgestellt, nichts erinnert an den Überfall am Vorabend. Mittwoch, 18 Uhr in einem Klassenzimmer Leni-Valk-Realschule der Kleinstadt Goch: Elf junge Leute zwischen 17 und 22 Jahre lernten nach Polizeiangaben für ihren Hauptschulabschluss. Mit dabei ihr 69-jähriger Kursleiter, ein pensionierter Lehrer.
Plötzlich stürmten drei junge Männer in den Kurs, einer bewaffnet mit einem Teleskopstock, der Zweite mit einer Stange, bei dem Dritten nahm die verängstigte Gruppe eine Pistole wahr. Erst später sollte sich herausstellen, dass es eine mit Druckluft betriebene Softairwaffe ist. Aber das konnte in dem Augenblick niemand wissen. Wahrscheinlich Schockstarre bei Teilnehmern und Lehrer. „Sie hatten Angst“, sagte Polizeisprecher Michael Ermers.
Ganz gezielt sollen die drei jungen Männer auf den 17-Jährigen zugegangen sein und zugeschlagen haben. Als der Junge versuchte, zu fliehen und dabei auf den Boden fiel, sollen die Täter mit den Stöcken weiter auf ihn eingeschlagen haben. Der dritte Täter schoss nach Polizeiangaben dem Opfer mit der Softairpistole in den Rücken. Warum sie dann schließlich von ihrem Opfer abließen – zunächst noch ein Rätsel.
„Wir hatten ganz schnell Hinweise“
Ein 17-jähriges Mädchen, das während des Angriffs auf dem Flur gewartet hatte, flüchtete mit den drei jungen Männern. Zurück blieb der schwer verprügelte junge Mann: Die punktförmigen Rötungen von der Druckluftwaffe waren nach Polizeiangaben nicht ganz so schlimm. „Man wird damit verletzt, aber nicht schwer. Die schweren Verletzungen stammen von den Schlägen mit dem Schlagstock, beziehungsweise mit der Stange“, sagte Polizeisprecher Ermers. Trotzdem konnte der Jugendliche das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung wieder verlassen.
Zurück blieben aber auch die Schülerkollegen und der Lehrer, wahrscheinlich verstört und schockiert. Sie wurden von einem Team des polizeilichen Opferschutzes betreut. Aus dem Kurs kamen dann die entscheidenden Hinweise auf die Täter. „Wir hatten ganz schnell Hinweise auf drei der vier Täter, weil die persönlich einigen Mitteilnehmern des VHS-Kurses bekannt waren“, erklärte Ermers.
Schon am Morgen danach dann die Festnahmen in Kleve – der Stadt, in der auch das 17-jährige Opfer wohnt: In einer Wohnung nahm die Polizei die 17-jährige Jugendliche fest, die bei dem Überfall auf dem Schulflur gestanden haben soll, einen 19-Jährigen und einen 21-Jährigen Mann. In der Wohnung stellten die Beamten die mutmaßlichen Tatwaffen sicher, den Teleskopschlagstock und die Softairpistole. Zur selben Zeit nahmen Beamte den vierten Tatverdächtigen, einen 22-Jährigen, ebenfalls in Kleve fest.
Zum Tatmotiv konnte die Polizei zunächst nichts sagen. Aber nach dem Überfall stellte das verprügelte Opfer fest, dass ihm aus der Jacke Geld und Handy geklaut worden seien.