Er wollte nur seinen Rausch ausschlafen
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Der angeklagte Krankenpfleger sitzt zum Prozess-Auftakt in München zwischen seinen Anwälten. Bild: dpa
Er kam alkoholisiert zum Dienst und wollte seine Ruhe haben: Ein Pfleger gesteht in München, zwei Patienten getötet zu haben. Andere überlebten die „Ruhigstellung“ durch Medikamente, unter ihnen Hans Magnus Enzensberger.
Ein normaler freier Tag sah bei Mario G. so aus: aufstehen um sieben, zur Tanke, eine Flasche Wodka kaufen, Desperados als Nachtisch, zurück ins Hotel, trinken, Instagram, schlafen. Von 19 bis 20 Uhr RTL2, duschen, mit dem Taxi ins Krankenhaus, Schichtbeginn um 21 Uhr. Abwechslung gab es, wenn G. am Wochenende zum Fußballgucken in die Kneipe ging, dann waren es nachmittags so 60 bis 70 Stamperl Jägermeister (der Sachverständige wird es auf 1,5 Liter ausrechnen), sekundiert von sieben bis acht Beck’s.
Der Angeklagte G., gelernter Altenpfleger mit kurz geschnittenem Haar und ausrasierten Seiten, listet am Dienstag seine alltagsüblichen Alkoholmengen beflissen auf, ebenso die Zahl der Tabletten („so acht bis zehn“), die „immer mal wieder“ dazukamen: Sedativa und Opiate. Wie er das alles vertragen habe, fragt der Vorsitzende. „Nun, ich bin im Training“, sagt G. nicht ohne Stolz. Später wird er noch eine Erklärung hinzufügen: „Zwei Meter, 120 Kilogramm.“ Alkohol, Tabletten und auch Kokain hätten sein Leben seit langem geprägt, seitdem er nicht mehr Trainer im Jugendfußball gewesen sei. „Einen Tag ohne Alkohol gab es nicht.“ Die Botschaft dahinter scheint klar: Der Teufel hat den Schnaps gemacht, um ihn zu verderben.
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