Vorayuth Yoovidhya : Strafverfolgung gegen Red-Bull-Erben in Thailand eingestellt
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London vor drei Jahren: Vorayuth Yoovidhya steigt in ein Auto Bild: dpa
Er soll in Bangkok einen Polizisten totgefahren haben. Zu einem Verfahren gegen den Red-Bull-Erben Vorayuth Yoovidhya ist es dennoch nie gekommen. Jetzt wurde sogar der Haftbefehl gegen den Red-Bull-Erben fallen gelassen.
Wegen eines tödlichen Unfalls mit Fahrerflucht in Thailand stand der Erbe des Energydrink-Imperiums Red Bull jahrelang im Kreuzfeuer der Justiz – jetzt haben die Behörden in Bangkok alle Vorwürfe gegen Vorayuth Yoovidhya fallengelassen. Vorausgegangen sei die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, keine Anklage gegen den 35 Jahre alten Enkel des thailändischen Unternehmensmitbegründers Chaleo Yoovidhya zu erheben, sagte ein Polizeisprecher am Freitag vor Journalisten. Der Fall gilt als eklatantes Beispiel für das Zwei-Klassen-Strafrecht im südostasiatischen Land.
Der als Playboy bekannte Vorayuth, der den Spitznamen „Boss“ trägt, wurde beschuldigt, 2012 in Bangkok mit seinem Ferrari einen Polizisten auf einem Motorrad angefahren und mitgeschleift zu haben, worauf dieser gestorben war. Gegen den Red-Bull-Spross wurde unter anderem wegen Trunkenheit am Steuer, Geschwindigkeitsüberschreitung und rücksichtslosem Fahren ermittelt. Trotz schwerwiegender Beweise erließ die thailändische Justiz erst fünf Jahre nach dem Geschehen unter dem Druck der Öffentlichkeit Haftbefehl. Mehrere gerichtliche Vorladungen ignorierte er jedoch.
Der Millionenerbe verließ das Land und wurde zeitweise in London gesehen – jedoch hieß es jahrelang von den thailändischen Sicherheitsbehörden, es sei nicht festzustellen, in welcher Nation sich der Gesuchte befinde. Er soll jedoch regelmäßig an Partys der Bangkoker „Rich-Kid“-Szene teilgenommen haben, dafür wieder nach Thailand eingereist seien. Mehrere der Taten, die der Anklage gegen ihn zugrunde lagen, sind inzwischen verjährt. Doch der schwerwiegendste Punkt – rücksichtsloses Fahren mit Todesfolge – hätte bis 2027 geahndet werden können. Dafür drohten dem Red-Bull-Erben bis zu zehn Jahre Haft. Zu den Gründen der Staatsanwaltschaft, die Strafverfolgung nun einzustellen, wollte der Polizeisprecher sich nicht äußern.
Die Familie Yoovidhya gilt als eine der reichsten des südostasiatischen Staates, das geschätzte Vermögen beträgt 20,2 Milliarden Dollar (17,4 Milliarden Euro). Vorayuths Großvater hatte sich 1987 mit dem Österreicher Dietrich Mateschitz zusammengetan und gemeinsam mit ihm die weltbekannte Getränkemarke aufgebaut. Die Red-Bull-Rezeptur ist eine Abwandlung des thailändischen Getränks Krating Daeng.
Viele in Thailand sind nun empört. Sie sehen darin ein Beispiel dafür, dass die Justiz im Land einseitig agiert und kaum gegen wohlhabende Verdächtige vorgeht. „Reiche und einflussreiche Leute kommen nicht ins Gefängnis. In Haft kommen nur die Armen“, hieß es unter anderem in Internet-Kommentaren. Polizeisprecher Krissana Pattanacharoen wies die Anschuldigungen zurück. Der Fall sei anhand der Beweislage überprüft worden. Die Polizei sei nun dabei, alle Haftbefehle gegen Vorayuth aufzuheben. Wo sich der mutmaßliche Täter derzeit aufhält, sei nicht bekannt.