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Psychologin im Interview : „Viele junge Geflüchtete haben Gewalt erlebt“

Kerzen und Blumen am Bahnhof Brokstedt: Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg waren zwei junge Menschen getötet. Bild: dpa

Nach dem Messerangriff in einem Regionalzug steht die Frage im Raum: Wie gewaltbereit sind Geflüchtete? Eine Psychologin erklärt den Risikofaktor Traumatisierung – und wie Migranten unzureichend psychologisch behandelt werden.

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          Frau Dohrmann, am vergangenen Mittwoch erstach ein Palästinenser zwei Menschen in einem Regionalzug bei Hamburg. In Illerkirchberg starb im Dezember ein 14 Jahre altes Mädchen durch eine Messerattacke eines Eritreers. 2019 stieß ein Flüchtling in Frankfurt einen achtjährigen Jungen vor einen Zug. 2021 erstach ein Somalier in Würzburg drei Frauen. Wo sehen Sie die Ursachen für solche Ta­ten? Warum sind diese Menschen zu Mördern geworden?

          Rüdiger Soldt
          Politischer Korrespondent in Baden-Württemberg.

          Diese Fälle brutaler Gewalt durch Ge­flüchtete sind sicher nicht in einen Topf zu werfen. Aber wir können von einem ge­meinsamen Nenner ausgehen: All diese Männer haben mit hoher Wahrscheinlichkeit Biographien voller selbst erfahrener Gewalt, emotionaler Vernachlässigung, Entbehrung und sozialer Entwurzelung hinter sich. Darauf reagieren besonders Männer wiederum mit eigener Gewaltausübung, besonders wenn noch Substanzkonsum und Drogen die Enthemmung begünstigen. Frauen zeigen eher depressive Symptome oder Selbstverletzung. Zum Täter werden nie Menschen, die nicht selbst besonders in frühen Jahren zwischenmenschliche Gewalt erlebt haben.

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