Prozeß : Dutroux wollte Mitangeklagtem Nihoul „eine Freude bereiten“
- Aktualisiert am
Michel Nihoul soll der Auftraggeber gewesen sein Bild: dpa/dpaweb
Der mutmaßliche Mädchenmörder Marc Dutroux hat den Geschäftsmann Michel Nihoul als Auftraggeber einer Entführung benannt. Im Prozeß soll geklärt werden, ob Dutroux allein oder für einen Pädophilenring gehandelt hat.
Nach den aufsehenerregenden Auftritten der überlebenden Opfer Sabine Dardenne und Laetitia hat sich am Mittwoch im Prozeß um Entführung, Mißbrauch und Ermordung mehrerer belgischer Mädchen in den Jahren 1995 und 1996 das Interesse auf die Rolle des Geschäftsmanns Michel Nihoul verlagert.
Mehrere Zeugen bestätigten am Mittwoch, Nihoul habe sich am 9. August 1996, dem Tag der Entführung der damals 14 Jahre alten Laetitia im Ardennenort Bertrix, in seiner rund 150 Kilometer entfernten Heimatstadt Brüssel aufgehalten. Für den Vortag, den 8. August, scheint Nihoul allerdings nicht über ein lückenloses Alibi zu verfügen. Sein Anwalt verwies jedoch darauf, daß Dutroux und sein ebenfalls wegen der Entführung Laetitia mitangeklagter Handlanger Michel Lelievre sich an den beiden vorangegangenen Tagen in Bertrix nach möglichen Opfern umgeschaut hätten. Deshalb sei unerheblich, was am 8. August geschehen sei.
Nihoul als Auftraggeber benannt
Zur allgemeinen Überraschung hatte Dutroux im Prozeß Nihoul als Auftraggeber mehrerer Entführungen und führendes Mitglied eines Mädchenhändler-Rings bezeichnet. Am Mittwoch erklärte ein Zeuge, er habe Nihoul und Dutroux weniger Tage vor der Entführung gemeinsam in Bertrix beobachtet. Dutroux sagte nach Angaben des belgischen Rundfunksenders RTBF, eigentlich habe nicht Laetitia, sondern ein anderes Mädchen entführt werden sollen. Nihoul habe den Ort angegeben, an dem das Mädchen vorbeikommen sollte.
Wegen einer Fahrzeugpanne seien Lelievre und er in Bertrix jedoch verspätet eingetroffen. "Und wir haben Laetitia in der Annahme entführt, Michel Nihoul damit eine Freude zu bereiten, zitierte der Sender Dutroux. Nihoul bezeichnete die Ausführungen als "Rechtfertigung der Lüge und der Manipulation" Ermittlungsrichter Jacques Langlois hatte keinerlei konkreten Anhaltungspunkte für eine Anklage gegen Nihoul gefunden. Vor Gericht mußte der Mann mit Verbindungen in das belgische Rotlichtmilieu, weil Staatsanwalt Michel Bourlet seine Mitwirkung an der Entführung von Laetitia als erwiesen ansieht.
Beteiligung stets bestritten
Auch mehrere Zeugen beharrten am Mittwoch darauf, Nihoul Anfang August im Wohnort Laetitias gesehen zu haben. Die heute 22 Jahre alte Frau hatte am Dienstag in Arlon bei ihre Aussage bekräftigt, daß sie nach ihrer Entführung Dutroux bei einem Telfongespräch mit einem "Michel" oder "Jean-Michel" (wie Nihoul sich meist nennen läßt) mit der Bemerkung zugehört habe. Dabei sei die Bemerkung gefallen: "Es hat geklappt". Nihoul, der an diesem Donnerstag 63 Jahre alt wird, hat ausgesagt, er habe damals mit Dutroux nur wegen der Reparatur seines Fahrzeugs. Er bestreitet auch nicht, dem Dutroux-Komplizen Lelièvre synthetische Drogen überlassen zu haben. Eine Beteiligung an der Entführung Laetitias hat Nihoul jedoch stets bestritten.