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Südafrikanischer Ex-Sprintstar : Oscar Pistorius bleibt in Haft

Der südafrikanische Paralympionike Oscar Pistorius vor dem Obersten Gericht in Pretoria während der Urteilsverkündung, 2016 Bild: AFP

Der Antrag auf vorzeitige Entlassung des ehemaligen Paralympioniken wurde vom zuständigen Gremium abgelehnt. Er war wegen Mordes an seiner Freundin zu mehr als 13 Jahren Haft verurteilt worden.

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          Oscar Pistorius muss weiterhin im Gefängnis bleiben. Einen Antrag auf vorzeitige Entlassung hat das zuständige Gremium am Freitag in Südafrika abgelehnt. Pistorius habe nicht die erforderliche Mindesthaft nach einer Entscheidung des Obersten Berufungsgerichts erfüllt, gab das Ministerium für den Strafvollzug bekannt.

          Claudia Bröll
          Politische Korrespondentin für Afrika mit Sitz in Kapstadt.

          In Südafrika können Verurteilte nach Absitzen der Hälfte der Gefängnisstrafe einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. Das Gericht hatte in einem Schreiben vom 28. März klar gestellt, dass diese Zeit vom Tag der Urteilsverkündung berechnet werde. Demnach könne Pistorius erst eine Freilassung im August 2024 beantragen. 

          Der frühere Spitzensportler, der wegen seiner Erfolge als Sprinter mit Metall-Prothesen „Blade Runner“ genannt wurde, war nach einem langen Verfahren über mehrere Instanzen im November 2017 zu 13 Jahren und fünf Monaten verurteilt worden, weil er seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag vor zehn Jahren mit vier Schüssen durch eine geschlossene Toilettentür getötet hatte.

          Pistorius hatte den Antrag schon im vergangenen Jahr gestellt und dazu Reevas Vater, Barry Steenkamp, getroffen. Das Treffen war Teil eines sogenannten Opfer-Täter-Dialogs, der in Südafrika zum Rehabilitationsverfahren gehört, um über einen solchen Antrag zu entscheiden. Am Freitag war die Entscheidung erwartet worden. Zur Anhörung im Atteridgeville-Gefängnis in Pretoria war diesmal Reevas Mutter, June Steenkamp, erschienen. „Ich glaube seiner Geschichte nicht, ich glaube nicht, dass Oscar reumütig oder rehabilitiert ist“, sagte sie Reportern bei ihrer Ankunft.

          Barry Steenkamp (rechts), der Vater von Reeva, wird von seiner Frau June Steenkamp während der Verurteilung des Leichtathletik-Stars Oscar Pistorius getröstet, 2014
          Barry Steenkamp (rechts), der Vater von Reeva, wird von seiner Frau June Steenkamp während der Verurteilung des Leichtathletik-Stars Oscar Pistorius getröstet, 2014 : Bild: Reuters

          Schon im vergangenen Jahr hatte sie in Interviews bezweifelt, dass Pistorius echte Reue empfinde. Zwar habe sie ihm wegen ihres Glaubens vergeben, aber das bedeute nicht, dass er nicht für die Tat bezahlen müsse. Aus ihrer Sicht müsse er die komplette Haftzeit verbüßen. Einige Organisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen, hatten ebenfalls gegen eine frühzeitige Entlassung protestiert.

          Das Gremium musste unter anderem entscheiden, ob Pistorius bei einer Freilassung eine Gefahr für die Gesellschaft darstelle, ob er gute Führung im Gefängnis bewiesen habe und ob er Reue zeige. Dazu wurden verschiedene Zeugen befragt, auch Pistorius selbst. Die Anhörung am Freitag war nicht öffentlich.

          Wegen Mordes verurteilt: Oscar Pistorius im Jahr 2013
          Wegen Mordes verurteilt: Oscar Pistorius im Jahr 2013 : Bild: Reuters

          Der heute 36 Jahre alte Pistorius hatte nach der Tat gesagt, er habe einen Einbrecher in der Toilette vermutet. Ein Gericht hatte ihn 2014 erst wegen Totschlags zu fünf Jahren Haft verurteilt, die nächste Instanz zwei Jahre später zu sechs Jahren wegen Mordes, weil er gewusst habe, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit die Person in der Toilette töten würde. Der Oberste Gerichtshof schließlich bezeichnete die Strafe im Jahr danach als „schockierend milde“.

          Der Richter teilte damals mit, er habe keinen Grund gefunden, weshalb Pistorius von der vorgeschriebenen Mindeststrafe von 15 Jahren verschont werden solle. Die Zeit, die er bisher im Gefängnis verbracht hatte, wurde angerechnet. Der Mord hatte international immenses Medieninteresse ausgelöst.

          Pistorius war in Südafrika ein Nationalheld und international ein gefeierter Sportstar. Im Alter von elf Monaten mussten ihm wegen einer Fehlbildung beide Unterschenkel amputiert werden. Er wurde als „schnellster Mann ohne Beine“ bekannt, errang sechs Goldmedaillen in Paralympischen Spielen und trat 2012 mit Karbon-Prothesen als erster beinamputierter Sportler in den Olympischen Spielen an.

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