Nicht nur in Würzburg : Rechtsextreme missbrauchen Fasching für Propaganda
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Der Faschingsumzug in Würzburg ist der größte in ganz Süddeutschland. Bild: dpa
Im Internet zeigt sich eine rechtsradikale Partei immer wieder erfreut über Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Auf Karnevalsumzügen trägt sie ihren Hass auf die Straße. Und schafft es damit sogar in eine Live-Übertragung.
Die rechtsradikale Partei „Der dritte Weg“ hat verschiedene Faschingsumzüge für Hetze gegen Flüchtlinge missbraucht. In Würzburg reihten sich etwa neun Menschen in den Umzug ein, sie hatten schwarz angemalte Gesichter, trugen Mützen in den Landesfarben von Jamaika und riefen „Ficki, Ficki“ und „Money, money, money“. Dazu hielten sie ein Plakat in die Höhe, auf dem es hieß: „Wir wissen es genau, abschieben wird uns keine Sau“. Die Polizei bestätigte den Vorfall auf Anfrage, gab aber an, vor Ort nichts davon mitbekommen zu haben. „Die haben wohl sehr genau darauf geachtet, dass sie kein Polizist sieht“, sagte ein Sprecher zu FAZ.NET. Der Staatsschutz ermittle jetzt wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
Der Präsident der 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat, Reinhart Stumpf, sagte, dass man die Aufstellung vor dem Start extra noch kontrolliert habe. „Da waren die noch nicht dabei, die haben sich später reingedrängt.“ Man könne so etwas kaum verhindern, außer man sperre den gesamten Zug mit einer Kette aus Sicherheitskräften ab. „Aber wir wollen uns unser freies Fest nicht von solchen Radikalen ruinieren lassen.“
Freude über Brandanschläge wird kaum verschleiert
Die Nazis hätten sich für den Auftritt extra eine Stelle herausgesucht, bei der der „Bayerische Rundfunk“ gefilmt habe. Der „BR“ bestätigte auf Twitter, dass die Rechtsradikalen „einige Sekunden“ zu sehen gewesen seien, mittlerweile habe man die Aufnahmen in der Mediathek aber ersetzt.
Die Neonazis feierten sich unterdessen in den Sozialen Netzwerken für die Aktion: „Der Umzug mit unseren Aktivisten wurde live im bayerischen Fernsehen übertragen.“ In einem Video von dem Umzug ist zu sehen, wie die Störenfriede völlig unbehelligt mehr als eine Minute lang in dem Zug mitmarschieren. Reinhart Stumpf sagt aber, er habe auf den Aufnahmen des „Bayerischen Rundfunks“ im Publikum nur „versteinerte Gesichter“ gesehen. „Diese Leute sind hier nicht willkommen.“
Auf Facebook posteten die Rechtsradikalen auch ein Foto von einem anderen Faschingsumzug mit „nationaler Beteiligung“. Am Sonntag habe in Plauen im Vogtlandkreis der traditionelle Faschingsumzug stattgefunden, an dem sich auch Mitglieder vom „Stützpunkt Vogtland“ der Partei beteiligt hätten. Laut einer Sprecherin des Sächsischen Innenministeriums versuchten während des Umzuges am Sonntag in Plauen Mitglieder der Partei „Der dritte Weg" mit Plakaten auf sich aufmerksam zu machen. „Dies konnte zweimal durch Ordnungskräfte des Veranstalters unterbunden werden.“ Die Polizei hätte nicht eingreifen müssen.
Die Mitglieder der Partei tarnen sich nur sehr halbherzig als „wütende Bürger“: Auf der Homepage finden sich Beiträge mit Überschriften wie: „Nach Brandanschlag bleibt Tröglitz asylantenfrei.“ In dem Text wird die Freude über einen Anschlag kaum verschleiert: „Sollten Personen, die sich gegen die zunehmende Überfremdung ihrer Heimat zur Wehr setzen, hinter dieser Aktion stecken, dann haben sie ihr Ziel erreicht. Vorerst kommen keine Asylanten nach Tröglitz – wir würden es uns wünschen, dass es auch dabei bleibt.“ Anschläge werden auf der Internetseite ganz allgemein als „Widerstandshandlungen“ bezeichnet.