Angriff in Nashville : Junge Frau erschießt sechs Menschen in US-Grundschule
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Kinder der Covenant School werden nach der Schießerei an ihrer Schule zu einem Sammelplatz in der Woodmont Baptist Church gebracht. Bild: AP
Die 28 Jahre alte Frau war mit zwei Sturmgewehren und einer Pistole bewaffnet in die christliche Privatschule in Nashville eingedrungen. Unter den Toten sind drei neun Jahre alte Kinder und die Schulleiterin.
Bei einem Schusswaffenangriff in einer Grundschule in Nashville im amerikanischen Bundesstaat Tennessee sind am Montag drei neun Jahre alte Kinder und drei Erwachsene getötet worden. Laut Polizei handelt es sich bei der Angreiferin um eine 28 Jahre alte Frau, die am Morgen in der christlichen Privatschule das Feuer eröffnete. Zunächst war von einer Person im Teenager-Alter die Rede gewesen. Die Schützin war demnach mit zwei halbautomatischen Waffen und einer Pistole bewaffnet.
Wie die Polizei am späten Nachmittag mitteilte, hinterließ die zu diesem Zeitpunkt namentlich identifizierte Frau aus Nashville ein Manifest und eine Karte. Auf dieser habe sie „aufgemalt, wie das alles ablaufen sollte“, sagte der Polizeichef von Nashville, John Drake, bei einer Pressekonferenz. Darin seien auch Details wie die Überwachungskameras eingezeichnet gewesen. Die Schule, die sie selbst zu einem Zeitpunkt besucht hatte, sei das einzige Ziel der Täterin gewesen. Man habe schon mit ihrem Vater gesprochen.
Fünf Beamte hatten die Angreiferin im ersten Obergeschoss der Schule gestellt und schließlich erschossen. Nicht klar ist bislang, ob es der Frau gelungen war, vorher in Klassenräume einzudringen. Laut Polizei hatte sie auf einen Seiteneingang gefeuert und sich so Zugang zu dem Gebäude verschafft; alle Türen seien verschlossen gewesen. Im Inneren hatte sie einige Opfer auf dem Weg in den ersten Stock erschossen. In den nächsten Tagen sollen laut Polizei auch die Aufnahmen von Überwachungskameras in dem Gebäude veröffentlicht werden.
Eine der Toten ist die Schulleiterin
Die Covenant School hat laut Website etwa zweihundert Schüler von der Vorschule bis zur sechsten Klasse, also etwa im Alter von vier bis zwölf Jahren, sowie 33 Lehrer. Die Polizei identifizierte die Opfer am späten Nachmittag als drei neun Jahre alte Kinder, eine sechzig und eine 61 Jahre alte Frau sowie einen 61 Jahre alten Mann. Die jüngere der beiden Frauen war demnach die Schulleiterin.
Ungewöhnlich ist das Geschlecht der Angreiferin. Laut Daten der Washington Post wurden seit 1999 376 Schusswaffenangriffe in Schulen gezählt – in nur zwölf Fällen waren die Täterinnen jedoch weiblich oder war eine Frau beteiligt. Die Angreiferin arbeitete offenbar als freiberufliche Illustratorin und Grafikdesignerin in Nashville. Auf einer Website unter ihrem Namen sind unter den Arbeitsproben auch Zeichnungen für Kinderbücher. Auf dem LinkedIn-Profil, das ihr zugeordnet wird, dessen Echtheit aber nicht bestätigt ist, sind die Pronomen „er/ihm“ angegeben. Das könnte darauf hindeuten, dass die Person trans war.
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, übte nach dem Angriff in Nashville scharfe Kritik an den Republikanern im Kongress. „Genug ist genug“, sagte Jean-Pierre in Washington. „Wie viele Kinder müssen noch ermordet werden, bevor die Republikaner im Kongress handeln und ein Verbot für Angriffswaffen durchsetzen, Schlupflöcher bei den Hintergrundüberprüfungen schließen und eine sichere Verwahrung von Waffen fordern?“ Es müsse endlich etwas geschehen. Präsident Joe Biden äußerte, der Tod von sechs Menschen, unter ihnen drei Grundschulkinder, sei „krank“ und „der schlimmste Albtraum für Familien“. Er wiederholte seine Forderungen nach einem Verbot von Angriffswaffen. First Lady Jill Biden hatte in einer Reaktion auf die Geschehnisse in Nashville am Montagmittag geäußert, die amerikanischen Kinder „verdienen etwas Besseres“.
Abgeordneter posiert mit Waffen
Der Kongress hatte im vergangenen Sommer die erste Verschärfung des Waffenrechts seit Jahrzehnten verabschiedet. Das Gesetz blieb jedoch weit hinter den ursprünglichen Forderungen Joe Bidens zurück. Es sieht unter anderem eine strengere Hintergrundüberprüfung für Waffenkäufer unter 21 Jahren vor sowie finanzielle Unterstützung für Bundesstaaten, welche die sogenannten Red-Flag-Gesetze umzusetzen. Diese ermöglichen es, Personen, die eine Gefahr für sich oder andere darstellen, ihre Waffen abzunehmen. Viele Republikaner stellen sich jedoch gegen ein allgemeines Verbot von Angriffswaffen.
Der für den Bezirk der Schule zuständige Abgeordnete im Repräsentantenhaus, der Republikaner Andy Ogles, schrieb am Montag auf Facebook, seine Gedanken und Gebete seien bei den Familien der Opfer. 2021 hatte er an Weihnachten jedoch ein Familienfoto auf Facebook geteilt, das ihn, seine Frau und zwei seiner drei Kinder mit Gewehren in der Hand zeigt. Dazu schrieb er damals: „Die Atmosphäre von Waffen überall“ halte Böses fern. „Sie verdienen einen Ehrenplatz bei allem, was gut ist.“ Kritiker beklagten in den sozialen Netzwerken am Montag deswegen Heuchelei, als Ogles sich erschüttert über den Angriff in der Schule zeigte.
Schusswaffenangriffe in Schulen sind in den Vereinigten Staaten keine Seltenheit. Viele Schulen haben aufwendige Sicherheitskonzepte, um solche Attacken abzuwehren. In einem der schlimmsten Amokläufe der jüngeren Geschichte hatte ein junger Mann im vergangenen Mai 19 Viertklässler und zwei Lehrerinnen an einer Grundschule in Texas erschossen. Über Monate war danach das Fehlverhalten der Einsatzkräfte untersucht worden, die zu Dutzenden länger als eine Stunde im Gebäude aufgehalten hatten, ohne den Klassenraum zu stürmen, in dem sich der Täter mit Schülern verschanzt hatte. Nach dem Angriff in Nashville am Montag hob die Polizei hervor, zwischen dem Eindringen der Angreiferin in die Schule um 10.14 und ihrem Tod seien nur 13 Minuten vergangen.
Laut den Aufzeichnungen des „Gun Violence Archive“ gab es in den Vereinigten Staaten seit Jahresbeginn 129 schwere Schusswaffenangriffe, sogenannte Mass Shootings. Darunter zählt die Website Angriffe mit mindestens vier Toten oder Verletzten, den Angreifer ausgenommen.