Übergriffe auf Campingplatz : Zahl der Missbrauchsopfer steigt auf 29
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Auf dem Campingplatz Eichwald in Lügde sollen drei Männer 23 Kinder sexuell missbraucht haben. Bild: dpa
Mehr Kinder als bisher bekannt sind auf dem Campingplatz in Lügde sexuell missbraucht worden. Die Ermittler gehen auch den im Raum stehenden Vorwürfen gegen Behörden nach.
Bei den Ermittlungen im Fall des mehr als tausendfachen Kindesmissbrauchs in Nordrhein-Westfalen haben die Behörden weitere Betroffene identifiziert. Die Zahl der bislang ermittelten Opfer sexueller Gewalt stieg von 23 auf 29, wie die Ermittler am Freitag in Bielefeld mitteilten. Den Angaben zufolge wir das Verfahren in dem Aufsehen erregenden Fall nun vom Polizeipräsidium Bielefeld geführt.
Bislang liefen bei den Ermittlungen die Fäden bei der Polizei Lippe zusammen. Am Freitag wurde demnach die Ermittlungskommission (EK) „Eichwald“ eingerichtet – sie ist nach dem Campingplatz in Lügde benannt, auf dem die Taten in den vergangenen zehn Jahren verübt worden sein sollen. Die neue Kommission besteht aus den bisherigen Mitgliedern der EK „Camping“ in Lippe und Ermittlern der Kriminalpolizei Bielefeld.
Umfang und Bedeutung des Falls hätten dazu geführt, dass nunmehr die Bielefelder Polizei das Verfahren führe, berichteten die Staatsanwaltschaft Detmold sowie die Polizeibehörden Bielefeld und Lippe in einer gemeinsamen Mitteilung. Dies geschehe in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Detmold. Insbesondere die Bearbeitung der zahlreichen in dem Fall sichergestellten Dateien erfordere die Einbindung weiterer Fachleute anderer Polizeibehörden aus Nordrhein-Westfalen.
Die Missbrauchsserie auf dem Campingplatz in Lügde war am Mittwoch bekannt geworden. Der Hauptverdächtige, ein 56 Jahre alter Stammgast auf dem Campingplatz, sowie zwei weitere Männer im Alter von 48 und 33 Jahren sitzen in Untersuchungshaft. Neben den Ermittlungen wegen schweren sexuellen Missbrauchs gehen Staatsanwaltschaft und Polizei in dem Fall auch dem Verdacht der Verbreitung von Kinderpornografie nach.
Außerdem prüfen die Ermittler das Verhalten der für die Jugendfürsorge zuständigen Ämter im niedersächsischen Kreis Hameln/Pyrmont und im Kreis Lippe. Hintergrund ist unter anderem, dass dem 56-Jährigen 2016 ein damals fünfjähriges Pflegekind anvertraut worden, an dem er sich ebenfalls vergangenen haben soll.
„Die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Behörden werden im Rahmen der Ermittlungskommission, auch aus Neutralitätsgründen, gesondert bearbeitet“, hieß es dazu in der Mitteilung der Ermittler. Bei den Nachforschungen dürfte es auch darum gehen, ob die Polizei Lippe angemessen auf frühere Hinweise zu sexuellen Übergriffen auf das Pflegekind reagiert hat.