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Kriminalstatistik 2016 : Mehr Gewalt gegen Kinder

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Gewalt gegen Kinder ist alltäglich, sagen Experten. Bild: dpa

Die Kriminalstatistik 2016: Gewalt gegen Kinder ist nach wie vor alltäglich und hat sogar zugenommen. Den Experten macht vor allem die Entwicklung in einem Umfeld große Sorgen.

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          Gewalt gegen Kinder endet in einigen Fälle tödlich – in Deutschland sterben jede Woche drei Kinder an den Folgen. Das erklärt die Deutsche Kinderhilfe unter Berufung auf die polizeiliche Kriminalstatistik 2016. Oft gebe es einen Zusammenhang zwischen Trennungen und Streit um die Kinder und häuslicher Gewalt, sagte Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Kinderhilfe am Donnerstag in Berlin. Daher sei es wichtig, wenn es im Bekanntenkreis eine Trennung gebe, acht zu geben: „Das sind die Zeiten, wo die Kinder besonders gefährdet sind.“

          Im vergangenen Jahr sind die Zahlen der unter 14 Jahre alten Opfer von Gewalt um 2,3 Prozent gestiegen. Statistisch gesehen säßen in jedem Klassenzimmer zwei betroffene Kinder, sagte die Psychologin und Expertin für Cyber Crime und sexuelle Gewalt, Julia von Weiler. „Das heißt, jeder von uns kennt betroffene Kinder, und das heißt, jeder kennt Täter oder Täterinnen“, sagte sie. Sie bezog sich auf Daten einer Studie der Universität Ulm aus dem Jahr 2016, die von einer Million von Gewalt betroffenen Kindern ausgeht.

          Täter sammeln Informationen über Kinder in sozialen Netzwerken

          Die Verbreitung von Smartphones spiele dabei eine große Rolle, meint von Weiler. „Mit dem Smartphone bin ich immer bei dir, egal wo du bist, egal was du machst, ich bin auch da“, so schilderte sie das Gefühl der Unsicherheit von Kindern und Jugendlichen, mit denen über das Smartphone Kontakt aufgenommen wurde. Soziale Netzwerke und Onlinespiele seien paradiesische Zugangsmöglichkeiten für Täter, weil sie dort schon viele Informationen über Kinder sammeln könnten.

          Laut dem hessischen Oberstaatsanwalt Andreas May verlagert sich insbesondere die Kinderpornoszene immer mehr in das sogenannte Darknet. „In diesen Foren wird sexueller Missbrauch verniedlicht, verharmlost“, meint May. Sexuelle Gewalt gegen Kinder sei ein typisches Kontrolldelikt. Die Datenmengen im Zusammenhang mit der Anfang Juli abgeschalteten Kinderpornoplattform „Elysium“ seien „der schiere Wahnsinn“. Die Plattform hatte mehr als 87.000 Mitglieder. Seit Ende vergangenen Jahres war dort weltweit kinderpornografisches Material ausgetauscht worden.

          Gewalt lässt sich keinem sozialen Milieu zuordnen

          Entgegen herrschender Vorurteile ziehe sich Gewalt gegen Kinder durch alle sozialen Milieus, sagte Kathinka Beckmann, Professorin für Pädagogik an der Hochschule Koblenz. „Wir haben Schläge, wir haben sexuelle Gewalt, wir haben Demütigung, wir haben Einsperren, und wir haben auch so etwas wie Kinder über Nacht in der Badewanne sitzen lassen, weil sie eine Vier in Mathe haben“. Es komme in allen sozialen Schichten vor.

          Wichtig sei es, Strafverfolgungsbehörden und Jugendeinrichtungen finanziell und personell angemessen auszustatten, forderte Beckmann. Gewalt gegen Kinder sei noch immer ein Alltagsphänomen.

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