Krawalle in Pariser Vorort : „Ein Bürgerkrieg ist im Gange“
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Brennende Autos in den Straßen von Clichy-sous-Bois Bild: dpa/dpaweb
Nach dem Tod zweier Jugendlicher ist es in einer Pariser Vorstadt die zweite Nacht in Folge zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Mindestens 15 Polizisten wurden verletzt, 14 Jugendliche wurden festgenommen.
Etwa 400 überwiegend junge Randalierer haben sich in der zweiten Nacht in Folge in dem Pariser Vorort Clichy-sous-Bois Straßenkämpfe mit der Polizei geliefert und Autos in Brand gesteckt. Auf ein Fahrzeug der Bereitschaftspolizei CRS wurde während der Auseinandersetzungen in der Nacht zum Samstag geschossen, teilte ein Sprecher der Einsatzkräfte mit.
Sieben Polizisten wurden leicht verletzt, insgesamt 14 junge Leute in Polizeigewahrsam genommen. Die Jugendbanden haben nach den Angaben unter anderem 29 Fahrzeuge angezündet, die Polizei antwortete auf die Angriffe mit Tränengas.
Tod durch Stromschläge
„In Clichy-sous-Bois ist ein Bürgerkrieg im Gange“, sagte Michel Thooris von der Polizeigewerkschaft CFTC.“ Meine Kollegen haben weder die Ausrüstung noch die praktische oder theoretische Ausbildung für Straßenkämpfe.“ Thooris forderte deshalb Unterstützung durch die Armee.
Bereits am Freitagabend sagte ein Polizeisprecher, die Lage sei sehr angespannt. Gruppen von Jugendlichen setzten Autos und Müllcontainer in Brand, die Polizei forderte eine zusätzliche Einheit der CRS zur Verstärkung an. Der Präfekt des Departements Seine-Saint-Denis, Jean-François Cordet, begab sich an den Ort der Unruhen, um den Einsatz persönlich zu überwachen.
Der noch unaufgeklärte Unfalltod von zwei Jugendlichen hatte bereits in der Nacht zum Freitag zu Unruhen in Clichy-sous-Bois geführt. Drei Jugendliche waren, angeblich auf der Flucht vor der Polizei, über die Absperrung eines Transformators geklettert. Zwei von ihnen, 14 und 17 Jahre alt, starben durch Stromschläge, der dritte Jugendliche wurde schwer verletzt.
Präfekt: Keine Verfolgungsjagd
Die zuständige Präfektur bestritt, daß es „eine Verfolgungsjagd der Polizei“ gegeben habe. Innenminister Nicolas Sarkozy hatte betont, die Beamten seien nach eigenen Angaben nicht gegen die drei Jugendlichen vorgegangen.
Hunderte von Menschen haben am Samstag in einem Schweigemarsch zum Ort des Geschehens der beiden toten Jugendlichen gedacht. Der sozialistische Bürgermeister von Clichy-sur-Bois, Claude Dilain, sagte vor dem Gedenkmarsch, Sarkozy habe ihm eine unabhängige Untersuchung zu dem Ablauf der Ereignisse zugesichert.