Johanneskirche am Feuersee : Kirchen-Randalierer in Stuttgart festgenommen
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Pfarrer Christoph Dinkel fegt in der Johanneskirche eine Treppe die von Glasscherben eines zerstörten Fensters übersät ist. Bild: dpa
Der mutmaßliche Täter soll in der Nacht auf Sonntag ein wertvolles Kirchenfenster eingetreten, eine Kirchenbank aus dem Boden gerissen und die Orgel mit Feuerlöschschaum besprüht haben. Stuttgarts Oberbürgermeister spricht von einem „Akt der Finsternis“.
Ein 37 Jahre alter wohnsitzloser Deutscher wird verdächtigt, die Kirchenfenster der Stuttgarter Johanneskirche beschädigt und den Innenraum der 1876 gebauten Bürgerkirche verwüstet zu haben. Die Zerstörung der Kirche durch einen Einzeltäter ist in der württembergischen Landeskirche bislang ohne Beispiel. Wie das Stuttgarter Polizeipräsidium am Montag mitteilte, ist der Verdächtige am Sonntag festgenommen und am Montag dem Haftrichter vorgeführt worden. „Es gibt keinen religionsfeindlichen Hintergrund für diese Tat“, sagte eine Sprecherin des Stuttgarter Polizeipräsidiums.
Der polizeibekannte mutmaßliche Täter soll in der Nacht auf Sonntag ein wertvolles Kirchenfenster eingetreten, eine Kirchenbank aus dem Boden gerissen, die Orgel mit Feuerlöschschaum besprüht sowie einen Bücherschrank zerstört haben. Das 1969 von dem Glasmaler Rudolf Yelin dem Jüngeren angefertigte Fenster ist kunstgeschichtlich wertvoll. Die erst 1957 wieder aufgebaute Kirche ist auch ein Friedensmahnmal, deshalb fehlt dem Kirchturm des neugotischen Baus bis heute die Spitze. An Heiligabend soll der ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Kirche übertragen werden.
Der Tatverdächtige soll in der gleichen Nacht auch an einer S-Bahn-Haltestelle randaliert haben. „Ein Dummejungenstreich war das nicht. Die Zerstörung wirkt, als ob der Mann gezielt vorgegangen ist. Im Vorbeigehen kann man so etwas eigentlich nicht machen“, sagt Christoph Dinkel, der geschäftsführende Pfarrer der Kirchengemeinde Stuttgart-West, zu der 8000 Gläubige gehören.
Am Feuersee gebe es immer mal wieder Probleme mit Ravern, der jugendlichen Feierszene und aus dem Umland anreisenden „Autoposern“. Der Pfarrer berichtet von Vandalismus und Ruhestörungen. „Wir haben auch schon mal überlegt, den Platz vor der Kirche mit Videokameras zu überwachen, wir haben die Idee aber später wieder verworfen.“