Gedenken in Trier : Verdächtiger kommt nach Amokfahrt in Untersuchungshaft
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Gedenken: Malu Dreyer und ihr Ehemann Klaus Jensen vor der Porta Nigra in Trier Bild: dpa
Hunderte Menschen haben in Trier der Opfer der Amokfahrt gedacht. Gegen den 51 Jahre alten Tatverdächtigen wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Er kommt in Untersuchungshaft.
Nach der tödlichen Amokfahrt mit einem Auto in der Trierer Innenstadt kommt der dringend tatverdächtige Mann in Untersuchungshaft. Das teilte ein Polizeisprecher am Mittwoch mit. Wegen Hinweisen auf eine mögliche psychische Erkrankung war auch die Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung infrage gekommen.
Nach bisherigen Erkenntnissen steuerte der 51-jährige Deutsche aus dem Kreis Trier-Saarburg am Dienstag betrunken einen PS-starken Sportgeländewagen gezielt in Menschen in der Fußgängerzone von Trier. Fünf Menschen starben, darunter ein neun Wochen altes Baby und sein Vater.
Zu den Todesopfern zählen neben dem Baby und dem 45-jährigen Vater drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren. Die Mutter des Babys hat überlebt und liegt den Behörden zufolge ebenso im Krankenhaus wie ihr eineinhalb Jahre alter Sohn. 14 Menschen wurden verletzt. Der Mann war nur vier Minuten nach der Alarmierung der Polizei gestoppt und festgenommen worden.
Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass der Amokfahrer ohne organisierten Hintergrund handelte. Es gebe auch weiter keine Hinweise auf ein politisches Motiv. Der Mann hat der Polizei zufolge ausgesagt. Zu Inhalten könne man zunächst keine Angaben machen. Die Staatsanwaltschaft stuft die Tat als mehrfachen Mord, Mordversuch und gefährliche Körperverletzung ein. Es gebe keinen weiteren Tatort oder Hinweise auf Mittäter oder Komplizen des Festgenommenen.
„Vier tödliche Minuten“
Bei einem bewegenden Gedenken am Trierer Wahrzeichen Porta Nigra haben Hunderte Menschen am Mittwoch der Opfer der Todesfahrt gedacht. Zahlreiche Kerzen und Blumen an dem früheren römischen Stadttor erinnerten am Mittwoch an die 5 Toten und 14 Verletzten. „Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht“, sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe.
Gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer legte er Kränze nieder. „Wir trauern mit den Angehörigen der Toten, und wir beten für die Verletzten“, sagte Dreyer. „Ein Leben lang werden sie die Folgen tragen müssen dieser vier tödlichen Minuten.“ Die Regierungschefin, die selbst in Trier wohnt, sprach von einem traurigen Tag.
„Eine Nacht hat nicht geholfen. Keiner von uns hat sich jemals vorstellen können, dass so etwas hier passieren könnte.“ Kein Wort könne das Leid der Betroffenen lindern, sagte die SPD-Politikerin. „Nichts, wirklich gar nichts kann diese brutale und schreckliche Tat rechtfertigen.“
Oberbürgermeister Leibe sagte, die Rettungskräfte seien an die Grenze dessen gekommen, „was man Menschen zumuten kann“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe ihm telefonisch zugesichert, dass er mit der Stadt fühle. Leibe kündigte an, dass die Stadt an diesem Donnerstag um 13.46 Uhr noch einmal an alle Opfer erinnern wolle.
Dann sollen auch die Kirchenglocken läuten, sagte der SPD-Politiker. 13.46 Uhr war der Zeitpunkt, an dem die Amokfahrt begann. Am Ende des Gedenkens zeigten viele Menschen ihre Anteilnahme mit Applaus.