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Schatzkammer Grünes Gewölbe : Einbrecher stehlen kostbare Juwelen in Dresden

  • -Aktualisiert am

Bild: dpa

Hier lagern besonders wertvolle Juwelen und andere Kunstschätze: In der Nacht haben Einbrecher das Grüne Gewölbe in Dresden, eines der bekanntesten Museen Deutschlands, heimgesucht. Nun gibt die Polizei bekannt, was entwendet wurde.

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          An der Westseite des Dresdner Schlosses flattert am Montagmorgen weiß-rotes Absperrband im eisigen Wind, davor parken Polizeiautos. Touristen stehen vor den mächtigen Eisentoren und warten vergeblich auf Einlass. „Aus organisatorischen Gründen bleibt das Residenzschloss heute geschlossen“, informieren Tafeln. „Wir bitten um ihr Verständnis.“ Er sei seit Sonntag in der Stadt, berichtet ein älterer Mann, er habe Tickets, um an diesem Montag das Grüne Gewölbe zu besichtigen.

          Stefan Locke
          Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

          Doch daraus wird nichts. In Dresdens Schatzkammer Grünes Gewölbe ist am frühen Montagmorgen eingebrochen worden. Der Einbruch betrifft den historischen Teil der wertvollen Sammlung. Die Räume wurden jüngst aufwendig restauriert und beherbergen zahlreiche Schmuckstücke, Bergkristalle, Gold und Diamanten.

          Die Einbrecher, die in die einstige Schatzkammer des Sachsenkönigs August des Starken eingedrungen sind, sollen Millionen-Werte geraubt haben. Bei dem Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe in Dresden sind drei Juwelengarnituren entwendet worden, wie die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, bei einer Pressekonferenz berichtete.

          Die drei Ensembles umfassen zusammen insgesamt etwa hundert Schmuckstücke. Ein genauer finanzieller Schaden lasse sich nicht beziffern, sagte Ackermann. „Wir können es gar nicht in einem Wert auflösen, da es unverkäuflich ist.“  Ackermann sagte, der Materialwert der  Schmuckstücke sei an sich nicht so hoch zu bewerten.

          Die Räume des Museums sind eigentlich streng gesichert. Laut „Bildzeitung“ haben die Täter die Stromzufuhr abgeschnitten, um in die Säle zu gelangen. Laut Zeitungsberichten brannte am Montagmorgen ein Stromkasten unter der Augustusbrücke, mit dem möglicherweise die Stromzufuhr zu den Staatlichen Kunstsammlungen unterbrochen wurde. Eine Sprecherin des Energieversorgers Drewag bestätigte den Vorfall. Ob es einen Zusammenhang mit dem Einbruch gibt, ist noch unklar. Die Täter sollen dann durch ein Fenster in das Museum eingedrungen sein, sagten Ermittler der Dresdner Polizeidirektion am Montag.

          Die Fahndung nach den Tätern ist bislang erfolglos geblieben. Es gebe „keinen Fahndungserfolg“ zu vermelden, sagte der Dresdner Polizeipräsident Jörg Kubiessa am Montag vor Journalisten in der sächsischen Hauptstadt. Der Chef der Kriminalpolizei, Volker Lange, ergänzte, auf Videos aus dem Innern des Gebäudes seien zwei Einbrecher zu sehen. Es könne aber weitere Beteiligte geben.

          Möglicherweise seien die Täter mit einem Auto geflüchtet, sagte Lange. Laut Kubiessa fahndeten bereits wenige Minuten nach der Einbruchsmeldung 16 Streifenwagen nach den Verdächtigen. Zudem wurden kurz darauf die an Dresden grenzenden Polizeibezirke, die Polizei in Brandenburg und die Bundespolizei informiert.

          „Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen“, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in einer ersten Reaktion. „Die Werte, die im Grünen Gewölbe und im Residenzschloss zu finden sind, sind von den Menschen im Freistaat Sachsen über viele Jahrhunderte hart erarbeitet worden.“ Man könne die Geschichte Sachsens ohne das Grüne Gewölbe und die Kunstsammlungen nicht verstehen. Das 2006 im Westflügel des wiederaufgebauten Residenzschlosses original wieder errichtete Grüne Gewölbe ist der wertvollste und zugleich spektakulärste Teil der Dresdner Sammlungen.

          August der Starke ließ die Schatzkammer zwischen 1723 und 1729 errichten, sie gilt als eines der ältesten Museen Europas und heute als Besuchermagnet Sachsens. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Rote Armee die Sammlung zunächst in die Sowjetunion verbracht, aber Mitte der fünfziger Jahre an die DDR zurückgegeben. Dort war ein Teil der Kostbarkeiten interimsweise im Albertinum ausgestellt.

          In acht Kabinetten sind etwa 3000 Kunstwerke aus Gold, Silber, Edelsteinen, Elfenbein und Bernstein vor reich verzierten Schauwänden und Prunktischen zu sehen. So gibt es unter anderem ein Bernsteinkabinett, ein Elfenbeinzimmer, ein Weißsilberzimmer  und das Silbervergoldete Zimmer. Die Kabinette sind nur durch eine Schleuse begehbar, die den Besucher von Staub und Schmutz befreit. Aus konservatorischen Gründen ist die Zahl der täglichen Besucher in diesem „begehbaren Tresor“ begrenzt.

          Die meisten Kunstwerke sind nicht in Vitrinen verschlossen, sondern stehen frei auf Konsolen und Tischen. Nur im Juwelenzimmer, dem Highlight der Schatzkammer, liegen die Schmuckstücke unter Glas. Hier steht auch der berühmte "Mohr mit Smaragdstufe"  mit 16 Edelsteinen von Balthasar Permoser und dem Hofjuwelier Johann Melchior Dinglinger.

          Laut der Deutschen Presseagentur wird eines der wertvollsten Stücke des Grünen Gewölbes derzeit im Metropolitan Museum of Art in New York ausstellt: der Grüne Diamant. Das Hut-Schmuckstück mit einem Stein von 41 Karat und natürlicher Färbung gilt als spektakulärste Leihgabe der Ausstellung „Making Marvels: Science and Splendor at the Courts of Europe“ des Metropolitan Museum of Art.

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