https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/gruenes-gewoelbe-deal-mit-schmuckdieben-auf-der-kippe-18634911.html

Verteidiger pokern : Deal im Prozess um Juwelendiebstahl steht auf der Kippe

  • -Aktualisiert am

Angeklagte und Verteidiger im Gerichtssaal in Dresden Bild: AFP

Der Prozess um den Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe nimmt in Dresden eine neue Wendung, obwohl es eigentlich einen Deal gab: ein geringeres Strafmaß gegen Beute und Geständnisse. Doch nun könnte es anders kommen.

          2 Min.

          Im Prozess um den Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe verschärft sich der Ton zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft. „Wir haben den Eindruck, dass Ihr Interesse an der Verständigung in dem Moment erloschen ist, als Sie hatten, was Sie wollten“, sagte der Verteidiger des ältesten Angeklagten am Freitag im Landgericht Dresden.

          Stefan Locke
          Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

          Zuvor war es um die Frage gegangen, in welcher Form die Angeklagten, sechs Männer zwischen 23 und 29 Jahren, die alle dem in Teilen kriminellen Remmo-Clan angehören, Nachfragen zu ihren Geständnissen beantworten werden. Die Verteidigung drängt darauf, dass Richter und Staatsanwaltschaft schriftliche Nachfragen stellen und die Angeklagten dann jeweils bis zum nächsten Prozesstag Zeit haben, diese wiederum schriftlich zu beantworten.

          Verteidiger sorgen sich um abgesprochene Geständnisse

          Der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel schlug am Freitag vor, dass jeder Angeklagte mündlich Fragen erhalte, jedoch nach Themenkomplexen sortiert und portioniert, und die Angeklagten sodann Zeit für Antworten bekämen, die sie jedoch noch am gleichen Prozesstag mündlich liefern müssten. Das lehnten die Verteidiger unter Verweis auf die Verständigung ab, die zwar Nachfragen zulasse, die Art und Weise der Nachfragen aber „in keiner Weise fixiert“ habe.

          Ihnen geht es offensichtlich darum, dass die abgesprochenen Geständnisse von vier der Angeklagten nicht durch ein Pingpong an Fragen und Antworten im Gerichtssaal erschüttert werden. Der Richter wiederum erklärte, dass die Kammer die Glaubhaftigkeit der Geständnisse prüfen müsse. Das funktioniere jedoch nicht, wenn die Angeklagten zwischen Fragen und Antworten tagelang Zeit für Absprachen hätten.

          Der Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Angeklagten sowie dem Gericht sieht vor, dass die Angeklagten, die des gemeinschaft­lichen Diebstahls sowie schwerer Brandstiftung in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung beschuldigt werden, ein Strafmaß zwischen mindestens fünf Jahren und neun Monaten und maximal sechs Jahren und neun Monaten erhalten. Im Gegenzug dafür müssen sie glaubhafte Geständnisse mit Angaben zur Planung, zum Tatablauf und Verbleib der Beute machen sowie noch vorhandene Schmuckstücke zurückgeben. Letzteres geschah vor Weihnachten, als die Ermittler 16 der 21 gestohlenen Schmuckstücke in der Berliner Kanzlei des Verteidigers des ältesten Angeklagten übergeben bekamen. Alle ­Stücke sind jedoch zum Teil erheblich beschädigt, zudem ­fehlen die drei wertvollsten Stücke der Sammlung.

          Vertreter des Freistaats Sachsen, die am Freitag einen Antrag auf Schadenersatz im Gericht stellten, bezifferten den verbliebenen Schaden auf knapp 89 Millionen Euro. Der ursprünglich verursachte Schaden hatte – gemessen am Versicherungswert – bei knapp 114 Millionen Euro gelegen.

          Topmeldungen

          Annalena Baerbock spricht bei ihrem Besuch in Georgien im Lesesaal der Ilia-Universität Tiflis mit Studenten.

          Baerbock in Georgien : „Unsere Hand ist weit ausgestreckt“

          Zum ersten Mal ist die Außenministerin in Georgien. Dort fordert sie von der Regierung weitere Schritte auf dem Weg in Richtung EU. Die Regierungspartei ist Kritikern zufolge aber auf einem immer autoritäreren Kurs.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.