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Gewaltwelle in Brasilien : Die Revolte der Verbrecher

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Ein ausgebrannter Bus steht auf einer Straße in Natal im Bundesstaat Rio Grande do Norte Bild: EPA

Im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Norte haben Kriminelle in den vergangenen Tagen fast 300 Anschläge verübt. Sie fordern bessere Haftbedingungen.

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          Trotz Verstärkung der Sicherheitskräfte ist der brasilianische Bundesstaat Rio Grande do Norte auch am Wochenende nicht zur Ruhe gekommen. Kriminelle setzten in der Nacht auf Sonntag in einer Vorstadt der Landeshauptstadt Natal einen Bahnhof in Brand. In einer anderen Vorstadt brannten Busse. In Natal selbst konnte in der Nähe eines Fußballstadions eine Bombe entschärft werden.

          Fast 300 solcher Attacken wurden seit Dienstag in dem Bundesstaat im Nordosten Brasiliens registriert. Sie richteten sich sowohl gegen öffentliche als auch gegen private Einrichtungen und Fahrzeuge. Mit der Ankunft von mehr als 1000 Sicherheitskräften aus anderen Bundesstaaten und aus dem Kontingent der Nationalgarde hat sich die Lage am Wochenende etwas entschärft.

          Hinter der Gewaltwelle stecken kriminelle Banden, allen voran eine regionale Verbrecherorganisation, die sich „Syndikat des Verbrechens“ nennt und vor gut zehn Jahren aus einer Abspaltung des „Primeiro Comando da Capital“ (PCC) entstanden war, der größten und mächtigsten kriminellen Organisation Brasiliens. Bereits in früheren Jahren hatte das „Syndikat“ in Rio Grande do Norte mit blutigen Gefängnisrevolten von sich reden gemacht. Auch nun steht das Vollzugswesen im Zentrum der Un­ruhen. Die Kriminellen klagen über Menschenrechtsverletzungen und Folter in den überfüllten Gefängnissen des Bundesstaats.

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          Das PCC in Brasilien : Wie eine Gefängnisbande zu einem der weltgrößten Kokainkartelle wurde Bild: Picture Alliance

          Vergangene Woche demon­strierten Angehörige von Häftlingen gegen die prekären Haftbedingungen, indem sie stundenlang eine Bundesstraße blockierten. In den sozialen Netzwerken kursierten Videos, in denen maskierte und schwer bewaffnete Männer Verbesserungen der Haftbedingungen fordern. In einem der Videos drohte ein Mann: „Dieser Krieg wird nicht aufhören, bis alle unsere Forderungen von der Regierung akzeptiert werden.“

          Bisher hat die Polizei mehr als 100 Verdächtige verhaftet und zahlreiche ­Schusswaffen, Sprengstoff, Treibstoff, mehrere Fahrzeuge sowie Drogen und Diebesgut sichergestellt. Am Sonntagabend reiste Justiz- und Sicherheitsminister Flávio Dino nach Natal, um sich mit der Gouverneurin des Bundesstaats, Fátima Bezerra, zu treffen und weitere Maßnahmen anzukündigen.

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