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Sterbeurkunde korrigiert : Wie nach 100 Jahren aus einem Suizid ein Mord wird

  • -Aktualisiert am

In einem Park in Indianapolis wurde George Tompkins vor hundert Jahren ermordet. Bild: Picture Alliance

Vor hundert Jahren ist George Tompkins erhängt in einem Park in Indianapolis gefunden worden. Nun haben Behörden den Tod des Schwarzen neu bewertet.

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          Kurz vor dem 100. Todestag des Afroamerikaners George Tompkins, der am 16. März 1922 erhängt an einem Baum und mit auf dem Rücken gefesselten Händen in einem Park in Indianapolis (Indiana) gefunden wurde, ist die Sterbeurkunde des Neunzehnjährigen korrigiert worden. Nachdem die Behörden Tompkins‘ Tod damals trotz eindeutiger Belege für ein Tötungsdelikt als Suizid einstuften, trug die Rechtsmedizin des Bezirks Marion jetzt Mord als Todesursache ein. Die Todesumstände Erdrosseln und Erhängen, die ebenfalls vermerkt wurden, wiesen auf einen Lynchmord hin.

          Obwohl der Leichenfund im Riverside Park im Westen von Indianapolis vor 100 Jahren tagelang die Zeitungen füllte, hatte die Polizei von Ermittlungen abgesehen. Bis heute bleibt offen, wer Tompkins tötete. Auch der Anlass für die Verfolgung des Afroamerikaners wurde nie geklärt. Der Leichnam des Neunzehnjährigen war damals anonym beerdigt worden. Wie die Indiana Remembrance Coalition (IRC), eine Organisation zur Aufklärung von Lynchmorden, recherchierte, war Tompkins kurz vor seinem Tod aus Kentucky zu Verwandten nach Indiana gezogen.

          Senat erklärte Lynchen zu einem Hassverbrechen

          „Es hätte nie passieren dürfen, dass die Behörden in Indianapolis einen offensichtlichen Mord zu einem Suizid erklären, der schon aus praktischen Gründen unmöglich war“, spielte Bürgermeister Joe Hogsett am Wochenende bei einer Feierstunde auf Tompkins‘ gefesselte Hände an.

          Die Organisation Equal Justice Initiative zählte bis zu den Fünfziger Jahren etwa 4000 Lynchmorde aus rassistischen Motiven, die meisten von ihnen im Süden der Vereinigten Staaten. Eines der bekanntesten Opfer wurde im Sommer 1955 der Afroamerikaner Emmett Till, der in Mississippi zu Tode gequält wurde, weil er angeblich einer weißen Frau hinterhergepfiffen hatte. In der vergangenen Woche verabschiedete der Senat in Washington eine nach dem Vierzehnjährigen benannte Gesetzesvorlage, die Lynchen zu einem Hassverbrechen erklärt.

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