Nach 16 Jahren auf der Flucht : Gesuchter Mafioso in Pizzeria verhaftet
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Ein von den Carabinieri veröffentlichtes Bild zeigt Edgardo Greco als Pizzabäcker. Bild: AFP
Jahrelang arbeitete Edgardo Greco unerkannt als Pizzabäcker in Frankreich. Dann verriet sich der gesuchte ’ndrangheta-Killer in den sozialen Medien selbst.
Den italienischen Behörden ist in Zusammenarbeit mit der französischen Polizei ein weiterer wichtiger Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelungen. Nach mehr als 16 Jahren auf der Flucht wurde in der Nacht zum Freitag in Saint-Étienne im südostfranzösischen Département Loire der 63 Jahre alte ’ndrangheta-Killer Edgardo Greco festgenommen.
Greco, der 2006 in Abwesenheit wegen der im Jahr 1991 begangenen Morde an zwei Brüdern eines verfeindeten Clans der kalabrischen Mafia in der süditalienischen Stadt Cosenza verurteilt worden war, lebte in Frankreich unter dem falschen Namen Paolo Dimitrio.
Der Chefermittler gegen die ’ndrangheta, Nicola Gratteri, und sein Team in Catanzaro kamen Greco auf die Spur, weil dieser im Juni 2021 unter seinem angenommenen Namen sowie mit authentischen Fotos in den sozialen Medien über die Eröffnung seines „Caffè Rossini Ristorante“ in Saint-Étienne berichtet hatte. Zuletzt hatte Greco, der nach Angaben der Ermittler in einem bescheidenen Apartment in der Innenstadt von Saint-Étienne wohnte, als Pizzabäcker in einem anderen italienischen Restaurant gearbeitet. Dort wurde er von französischen und italienischen Polizisten verhaftet, als er seine Nachtschicht antreten wollte. Am Wochenende befand sich Greco in Auslieferungshaft in einem Gefängnis in Lyon.
Innenminister: „Verhaftungen werden weitergehen“
Die Brüder des verfeindeten Clans, die 1991 auf Geheiß und möglicherweise unter persönlicher Beteiligung Grecos zu Tode kamen, wurden in einem Fischladen in Cosenza mit Eisenstangen erschlagen. Die Leichen wurden nie gefunden, ihre sterblichen Überreste dürften in Säure aufgelöst worden sein. Anfang der Neunziger lieferten sich verfeindete Clans der kalabrischen Mafiaorganisation ’ndrangheta blutige Verteilungskämpfe. Zur gleichen Zeit verübte die sizilianische Cosa Nostra in Palermo brutale Mordanschläge gegen prominente Anti-Mafia-Ermittler.
Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi zeigte sich erfreut über die Verhaftung und lobte die Zusammenarbeit zwischen den Behörden der Nachbarländer über Interpol. „Die Verhaftungen gefährlicher Flüchtiger werden weitergehen“, teilte er in Rom mit.
Mitte Januar konnte die Polizei in Palermo den Mafiapaten Matteo Messina Denaro festnehmen, einen der meistgesuchten Bosse der Cosa Nostra. Er hatte sich drei Jahrzehnte lang seiner Festnahme entziehen können. Die Liste des Innenministeriums der meistgesuchten Mafiapaten führen jeweils ein Boss der Cosa Nostra, der ’ndrangheta und der Camorra in der süditalienischen Region Kampanien sowie der sardischen Mafia an.