
Arzt von Impfgegnern bedroht : „Sie vergleichen mich mit NS-Arzt Mengele“
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Arzt Florian Balkau will weiterhin für die richtige Sache einstehen. (Symbolbild) Bild: dpa
Weil Arzt Florian Balkau keine Impfverweigerer behandeln will, erhält er Morddrohungen. Im Interview spricht er über deren geschichtsrelativierende Inhalte und warum er trotz alledem nicht einknicken will.
Herr Balkau, Sie hatten Ende vergangener Woche angekündigt, keine beratungsresistenten Impfverweigerer behandeln zu wollen. Seither bekommen Sie und Ihre Praxismitarbeiter Morddrohungen und Hassnachrichten. Wie sehen diese Drohungen aus?
Es gibt Menschen, die „Arschloch, verrecke“ schreiben, andere vergleichen mich mit dem NS-Kriegsverbrecher und Arzt Josef Mengele oder nennen mich „Auschwitz-Selektierer“. Es kommt aber auch zu Androhungen von Gewalt und Mord. In einer einseitigen Zuschrift schrieb jemand, dass er in meine Praxis kommen werde, meine Praxismitarbeiter und mich fixieren und möglichst lange quälen wolle, bevor wir unter Schmerzen sterben. Es klingt nach einem Drehbuch für einen Horrorfilm.
Über welche Wege erreichen Sie diese Drohungen?
Per E-Mail und Telefon. Ob mich solche Nachrichten auch per Post erreicht haben, habe ich noch nicht überprüft.
Wie haben Sie darauf reagiert?
Ich bin schockiert darüber, wozu Menschen zumindest in ihren Formulierungen fähig sind. Erwartet hatte ich, dass sich ein paar Corona-Schwurbler melden werden. Aber dass die Drohungen von Brandstiftung bis hin zu brutalen Morddrohungen reichen würden, damit hatte ich nicht gerechnet. Damit werden Straftaten begangen und ich sehe es als Teil meiner Bürgerpflicht, diese zur Anzeige zu bringen, daher habe ich mich mit Polizei und Staatsanwaltschaft in Verbindung gesetzt. Ich sehe, was diese Drohungen mit meinem Umfeld machen – deswegen dürfen sie nicht ungesühnt bleiben.
Und Sie stehen nun unter Polizeischutz?
Es kam zu konkreten Brandanschlagsdrohungen gegen uns, daher standen sowohl mein privates Wohngebäude als auch die Praxis und Zweigpraxis unter dem Schutz der Polizei.
Fühlen Sie sich damit sicher?
Von Anfang an habe ich mich gut aufgehoben und geschützt gefühlt. Was ich derzeit im Dialog mit der Polizei erlebe, ist meines Erachtens beispielhaft: Höflich, nett und sich kümmernd. Aber auch ehrlich in Bezug auf die Drohungen, was ich nun ernstnehmen muss und was nicht.
Man liest, Sie wollen keine Corona-Impfgegner behandeln. Warum nicht?
In der bisherigen Berichterstattung wurde meines Erachtens etwas missverstanden. Ich teile die bislang Ungeimpften in zwei Gruppen ein: Zum einen gibt es die Gruppe der Leugner und Weigerer, die man mit Argumenten nicht mehr erreicht und die in einer anderen Welt leben. Es gibt aber auch die Unentschlossenen, die Angst vor der ihnen unbekannten Impfung haben – oder die durch Fehlinformation von gefährlichen Corona-Schwurblern verunsichert worden sind. Zweitere Gruppe möchte ich ausdrücklich einladen: Ich will, dass sie in meine Praxis kommen.
Und dann?
Vor Kurzem habe ich zwei knapp volljährige Frauen überzeugen können, sich impfen zu lassen. Lange hatten sie gehadert, kamen drei-, viermal, stellten bei jedem Besuch Fragen. Auch ihre Eltern waren sich nicht sicher. Letzten Endes haben sie sich nicht widerwillig impfen lassen, sondern sich darüber gefreut, sich selbst und andere schützen zu können.
Bereuen Sie es, an die Öffentlichkeit gegangen zu sein?
Ich bin nicht an die Öffentlichkeit gegangen, sondern bin dorthin gezerrt worden. Ein kleiner Hausarzt wie ich muss nicht medial präsent sein. Aber ich bin nicht bereit einzuknicken und ja, ich würde wieder für die richtige Sache einstehen – auch wenn ich einen hohen Preis dafür zahlen muss.