Kinder auf Corona-Demo : Teilnehmer von Protest in Schweinfurt noch am Montag vor Gericht
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Bereits am 12. Dezember 2021 hatte es eine nicht angemeldete Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Schweinfurt gegeben. Damals hatte die Polizei zehn Menschen vorläufig festgenommen. Bild: dpa
Hunderte trafen sich am zweiten Weihnachtstag zu einer nicht angemeldeten Demonstration, einige wurden gewalttätig. Als die Polizei durchgriff, bekam auch ein vierjähriges Kind Pfefferspray ab. Viele fragen sich: Was hatte es dort zu suchen?
Nur einen Tag nach gewalttätigen Übergriffen während einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Schweinfurt droht einigen Teilnehmern nach Polizeiangaben schon ein Gerichtsverfahren. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken mitteilte, sollten „plus minus vier“ festgenommene Demonstranten noch am Montag in einem beschleunigten Verfahren ihr Urteil vom Amtsgericht Schweinfurt bekommen.
Bei der Demonstration am Sonntagabend waren mehrere Teilnehmer verletzt worden – darunter ein vierjähriges Kind. Die Polizei nahm acht Personen fest und leitete gegen 44 Personen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.
Mehrere hundert Menschen hatten in Schweinfurt gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen demonstriert – und wurden dabei teils gewalttätig. „Unsere Einsatzkräfte waren bereits gezwungen, gegen aggressive Versammlungsteilnehmer Schlagstock und Pfefferspray einzusetzen. Wir fordern alle Teilnehmer auf, friedlich von ihrem Grundrecht Gebrauch zu machen und die Regeln einzuhalten“, twitterte die Polizei Unterfranken. Für Aufsehen in den sozialen Medien sorgte eine Mutter, die ihre Kinder mitgenommen hatte. Ihr vierjähriges Kind kam mit der Pfefferspraywolke in Kontakt.
„Zahlreiche Krawallmacher“ in einer „Masse der friedvollen Protestler“ hätten von Anfang an versucht, „die Menschenmenge gegen Anordnungen der Polizei aufzuwiegeln“, schreibt die Polizei in einer Pressemitteilung. Die Beamten hätten die Demonstranten angewiesen, ihre Versammlung „stationär“ abzuhalten. Dennoch hätten immer wieder Gruppen versucht, die Absperrungen zu durchbrechen – „mit teils massiver Gewalt und tätlichen Angriffen gegen Einsatzkräfte“. Dabei seien acht Beamte durch Schläge und Tritte verletzt worden.
Angriffe und Festnahmen
Gegen 18.25 Uhr seien Bereitschaftspolizisten massiv angegriffen worden, worauf sie zu Schlagstöcken griffen. Insgesamt seien im Verlauf des Abends sieben Personen wegen körperlichen Übergriffen festgenommen worden sowie eine „Person, die der rechten Szene zuzuordnen ist“ und ein verbotenes Messer bei sich hatte.
Als gegen 19.05 Uhr eine Mutter, „die aus den Reihen der Querdenker kommt“, versucht habe, eine Absperrung zu durchbrechen, sei ihr mitgeführtes vierjähriges Kind mit einer Pfefferspraywolke in Kontakt gekommen. Es sei sofort von Rettungskräften der Polizei versorgt worden und nach einer Augenspülung wenige Minuten später wieder „völlig beschwerdefrei“ gewesen. Gegen die Mutter sei Anzeige erstattet worden.
Viel Aufregung im Netz
Auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken kursierten schnell ein Video, das offenbar ein weinendes Kind bei der Behandlung zeigt, sowie eine Audionachricht, die von der Mutter auf Telegram gepostet worden sein soll. Sie hoffe, dass die Kinder „dieses Trauma möglichst schnell einfach nur überwinden“, sagt darin eine Frau.
Die Reaktionen auf den Vorfall in den sozialen Netzen fallen erwartbar aus. Während Gegner der Corona-Maßnahmen versuchen, ihn als Beleg für übermäßige Polizeigewalt zu instrumentalisieren, empören zahlreiche Nutzer sich darüber, „Schwurbler“ nähmen Kinder bewusst als „Schutzschilde“ zu nicht angemeldeten Demonstrationen mit.
Beamte beleidigt und bespuckt
Nach Angaben der Polizei hatten „Kommunikationsteams“ parallel zu den anderen Maßnahmen versucht, die aufgeheizte Stimmung der Protestierenden zu beruhigen. „Der Großteil der sich Versammelnden wollte allerdings nicht mit sich reden lassen.“ Beamtinnen und Beamte seien stattdessen beleidigt und bespuckt worden.
Die Polizei teilte mit, sie habe in Schweinfurt zahlreiche Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet sowie vier „Rädelsführer“ identifiziert, die „den unfriedlichen Protest organisierten“. Gegen sie seien Anzeigen nach dem Versammlungsgesetz erstattet worden.
Bereits vergangenen Sonntag hatten in der unterfränkischen Stadt bei einer nicht angemeldeten Veranstaltung bis zu 3000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert.