In Corona-Zeiten : Bis zu 30 Prozent höhere Nachfrage nach Kinderpornografie
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EU-Kommissarin Ylva Johansson will die EU-Kommission in Kürze ein EU-weit gültiges Maßnahmenpaket gegen Kindesmissbrauch vorlegen. Bild: dpa
Seit Beginn der Corona-Krise ist die Nachfrage von Material zu sexuellem Kindesmissbrauch in der Union deutlich gestiegen. EU-Kommissarin Ylva Johansson kündigt ein europäisches Maßnahmenpaket für Prävention und Strafverfolgung an.
Im Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch will die EU-Kommission in Kürze ein EU-weit gültiges Maßnahmenpaket für Prävention und Strafverfolgung vorlegen. Die Pläne sollten unter anderen auch gesetzgeberische Maßnahmen enthalten, kündigte die zuständige EU-Innenkommissarin Ylva Johansson in der „Welt“ (Sonntag, online) an. Sie sollten eine Antwort auf entsprechende Forderungen aus dem EU-Parlament und den Mitgliedstaaten geben.
Auf Präventionsstrategien allein könne man sich nicht verlassen, so Johansson. Sie betonte: „Wir müssen unsere Gesetze auch durchsetzen, wenn sie gebrochen werden, und zeigen, dass unsere Werte gelten – sowohl im Internet als auch im konkreten Leben.“ Dazu sei künftig eine engere Zusammenarbeit mit den Internetunternehmen nötig. Das Internet sei „leider ein entscheidender Faktor“ für die Suche von Tätern nach Kindern als neue Opfer.
Die Strategie berücksichtige auch den Aufbau eines neuen EU-Zentrums zum Kinderschutz, erläuterte Johansson. Man wolle sich näher ansehen, wie die EU-Mitgliedstaaten bei der Untersuchung, Prävention und Bekämpfung von Kindesmissbrauch unterstützt werden könnten, durch bessere Zusammenarbeit untereinander, durch neue Forschung und gegenseitigen Austausch über erfolgreiche Maßnahmen.
Seit Beginn der Corona-Krise habe sich die Nachfrage nach Material zu sexuellem Kindesmissbrauch in einigen Mitgliedsländern um bis zu 30 Prozent erhöht. Zugleich registrierte das amerikanische Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder (US National Center for Missing & Exploited Children – NCMEC) nach Angaben der Kommissarin zuletzt einen Anstieg von mehr als 400 Prozent bei verdächtigen Fällen, von rund einer Million Berichten im April 2019 bis zu 4,1 Millionen im April 2020.