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7,5 Millionen Euro gezahlt : Quandt-Erbin Susanne Klatten erpresst

Susanne Klatten gilt als reichste Frau Deutschlands

Susanne Klatten gilt als reichste Frau Deutschlands Bild: ddp

Eine Liebesaffäre bringt die reichste Frau Deutschlands ungewollt ins Rampenlicht: Ihr ehemaliger Liebhaber erpresste Susanne Klatten mit Bildern von gemeinsamen Treffen in Luxushotels. Auch andere vermögende Damen wurden Opfer dieses „Geschäftsmodells“.

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          Die reichste Frau Deutschlands ist im vergangenen Jahr Opfer eines Millionenerpressers geworden: Susanne Klatten, 46 Jahre, ließ sich mit einem Schweizer ein, der sie später mit kompromittierenden Videos um Millionen erleichtern wollte, sorgte dann aber für seine Festnahme.

          Carsten Knop
          Herausgeber.

          Denn Klatten soll über Monate hinweg von dem Mann mit dem Namen Helg S., 41 Jahre, erpresst worden sein - mit Bildern oder Filmen von gemeinsamen Treffen in Luxushotels, die ein Komplize angefertigt hatte. Klatten hatte S. offenbar im Rahmen eines vermutlich arrangierten Zufalls im Sommer 2007 in einer Hotelbar kennengelernt und sich dann mehrere Wochen lang regelmäßig mit ihm getroffen.

          Erpressung war „von Anfang an“ das Ziel

          Klatten ist eine der Erbinnen des Milliardenvermögens der Familie Quandt, Teilhaberin und Aufsichtsrätin des Autoherstellers BMW (auf Klatten entfallender Beteiligungsanteil: 12,5 Prozent), des Chemiekonzerns Altana (50,1 Prozent) und des Windturbinenherstellers Nordex (20 Prozent).

          „Frau Klatten hat bereits im Januar 2008 Strafanzeige wegen Betrugs und Erpressung bei der Staatsanwaltschaft München gestellt. Sie hat sich dazu entschieden, weil sie erkannte, dass die Beziehung zu Herrn S. einen ausschließlich kriminellen Hintergrund hatte. Das Ziel war von Anfang an, sie zu betrügen und Geld zu erpressen“, sagte ein Sprecher von Klatten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Klatten habe „konsequent und ohne Rücksicht auf die für sie unangenehmen öffentlichen Folgen“ Anzeige erstattet.

          7,5 Millionen Euro sind bereits geflossen

          Die daraufhin aufgenommenen Ermittlungen führten schnell zur Festnahme des Täters. Die Erpressungen mit Bildern von gemeinsamen Begegnungen haben nach den Angaben ihres Sprechers im Herbst 2007 begonnen. Zunächst habe der Erpresser ein Darlehen über mehrere Millionen Euro gefordert. Später habe der Täter versucht, eine weit höhere Summe zu erpressen. Schon vor dem Beginn der eigentlichen Erpressungen wurden offenbar 7,5 Millionen Euro gezahlt.

          Der Verdacht, den Tätern sei es auch darum gegangen, einen Sitz im Aufsichtsrat von BMW zu bekommen, wies der Sprecher weit von sich: „Das ist völlig abwegig. Die Forderungen des Täters bezogen sich ausschließlich auf Geldzahlungen.“ Die erste Forderung bekam Klatten den Berichten über die Ermittlungen zufolge am 2. November vergangenen Jahres, die letzte am 12. Dezember. Klatten verabredete sich mit S. für den 14. Januar dieses Jahres in einem Hotel in Monte Carlo, informierte aber zuvor die Polizei. S. traf dann auch nicht auf sein Opfer, sondern auf deutsche Polizeibeamte, die ihn wegen Betrugs und Erpressung festnahmen. Am selben Tag sind auch in Vomp in Tirol zwei Komplizen von S. festgenommen worden.

          Vermögende Damen als Opfer

          Im Februar wurde in Italien ein mutmaßlicher weiterer Komplize des Schweizers festgenommen: Ernano B., 63 Jahre, Unternehmer und angeblich Sektenführer. In einem Zwischenraum unter einem Dach fanden die Ermittler etwa 1,7 Millionen Euro, und sie beschlagnahmten, zehn Luxusautos, zwei Villen und ein Mehrfamilienhaus.

          Die Erpressungen folgten offenbar einem konkreten „Geschäftsmodell“: Neben Klatten sollen auch andere vermögende Damen der Münchener Gesellschaft erpresst worden sein, die ebenfalls mehrere Millionen Euro an S. zahlten. Dabei handelt es sich nach Angaben des Sprechers von Klatten aber, anders als von anderen Zeitungen berichtet, nicht um Freundinnen oder auch nur weitläufige Bekannte der Erpressten. B. war stets anwesend, wenn S. sich mit den reichen Frauen in Nobelhotels vor allem in München und Monte Carlo traf: Er mietete sich im benachbarten Hotelzimmer ein, um die Zusammenkünfte zu filmen. Von den Aufnahmen fehlt jede Spur.

          Die Familie steht hinter ihr

          Klatten lebt eigentlich sehr zurückhaltend mit ihrer Familie in München und Kitzbühel. Sie ist die Tochter von Herbert Quandt und dessen dritter Frau Johanna. Mit dem Tod des Vaters 1982 erbte Klatten gemeinsam mit ihrem Bruder Stephan einen Großteil des Vermögens der Industriellenfamilie. Klatten ist mit dem Schiffbauingenieur Jan Klatten, 52 Jahre, verheiratet. Das Paar hat drei Kinder.

          Ihren Mann lernte Klatten als Praktikantin kennen. Damals arbeitete sie unter falschem Namen bei BMW. Der zukünftige Ehemann erfuhr erst sieben Monate nach dem ersten Treffen, wer sie wirklich ist. Dem Vernehmen nach steht die Familie hinter Susanne Klatten und unterstützt sie.

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