Großrazzia in Berlin : „In der Rigaer Straße zu wohnen, schützt nicht vor Strafverfolgung“
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Sogar eine Leiter haben die Beamten am Donnerstagmorgen bei der Razzia in der Rigaer Straße dabei. Bild: dpa
Bei einer Großrazzia in Berlin haben 560 schwer bewaffnete Polizisten vier Wohnungen der linksextremen Szene durchsucht. Die Beamten haben offenbar nach Beweismaterial für eine schwere Gewalttat gesucht.
Mit einem Großaufgebot hat die Berliner Polizei am Donnerstag vier Wohnungen mutmaßlicher Linksextremisten durchsucht. 560 schwer bewaffnete Beamte rückten am Donnerstagmorgen in der Rigaer Straße, der Grünberger Straße (beide Friedrichshain), der Reichenberger Straße (Kreuzberg) sowie am Maybachufer (Neukölln) an, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Vier Verdächtige seien angetroffen worden, einer von ihnen sei vorübergehend festgenommen worden. Der Einsatz wurde am Vormittag beendet.
Die Ermittler suchten laut Angaben Beweismaterial zu einer schweren Gewalttat vom Mai dieses Jahres. Der Inhaber einer Spätverkaufsstelle in Kreuzberg sei damals von mehreren Personen angegriffen, geschlagen und getreten worden, weil er einer Frau ein Paket nicht aushändigen konnte, wie die Sprecherin weiter sagte. Die Angreifer waren geflüchtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und hat laut Polizei sieben mutmaßliche Täter im Visier. Der Umfang des beschlagnahmten Beweismaterials war noch unklar.
„Es gab eine Straftat und die wird verfolgt“
Innensenator Andreas Geisel (SPD) betonte, es gebe keinen politischen Hintergrund der Durchsuchungen. „Es gab eine Straftat und die wird verfolgt“, sagte ein Sprecher des Senators der dpa. „In der Rigaer Straße 94 zu wohnen, schützt nicht vor Strafverfolgung.“ Im Info-Radio des RBB bezeichnete der SPD-Politiker den Einsatz als Ermittlungen im kriminellen Milieu.
In der Rigaer Straße werden immer wieder Polizisten angegriffen, die dort verstärkt präsent sind. Der Streit besonders um die Rigaer Straße 94 zieht sich seit Jahren hin. In dem Haus hat der Verein „Kadterschmiede“ inzwischen vor Gericht erreicht, dass die Autonomen-Kneipe bleiben kann, obwohl sie keinen Mietvertrag hat. Sie war im Juni 2016 zunächst geräumt worden. Die Polizei habe den Hauseigentümer unterstützt, hatte der damalige Innensenator Frank Henkel (CDU) betont. Die Aktion führte zu tagelangen Ausschreitungen und wütenden Protesten der Szene.