Krankheiten : Mediziner warnen vor Meningitis-Hysterie
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Zwei Tote und zahlreiche weitere Erkrankungen. In Deutschland häufen sich die Meningitis-Fälle.
Die Zahl der Meningitis-Fälle in Deutschland steigt. Nach zwei Todesfällen und weiteren Erkrankten in Bergisch-Gladbach und Heilbronn ist die ansteckende Hirnhautentzündung nun auch in mehreren anderen Bundesländern aufgetreten. In allen Fällen handelt sich um die so genannte Meningokokken-Meningitis, eine bakterielle Entzündung der Hirnhaut, die unbehandelt fast immer tödlich verläuft.
In Deutschland gibt es trotz zweier Todes- und weiterer Verdachtsfälle nach Expertenansicht keine Epidemie der gefährlichen Hirnhautentzündung. Am Dienstag wurde in
Heilbronn der Tod einer 16 Jahre alten Schülerin bekannt. Sie war bereits in der vergangenen Woche in Heidelberg an den Folgen einer Meningokokken-Meningitis gestorben.
Experten warnen dennoch vor einer Panik. Es gebe „keine besondere Häufung“ gegenüber den Vorwochen zu beobachten, sagte am Dienstag Ralf Reintjes, Leiter des nordrhein-westfälischen Landesinstituts für den öffentlichen Gesundheitsdienst in Münster/Westfalen. Durchschnittlich seien rund 16 Meningitis-Erkrankungen pro Woche in Deutschland zu verzeichnen. Der Mediziner erklärte die scheinbare Häufung der Infektionen damit, dass nach dem Tod des 15-Jährigen in Bergisch Gladbach alle weiteren Erkrankungen in der Öffentlichkeit besonders beachtet würden.
Keine Zusammenhänge
Ein ebenfalls an der Meningokokken-Meningitis erkrankter 16-jähriger Schüler aus Bergisch-Gladbach schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Nach Angaben der Kreisverwaltung erlitt der Jugendliche ein akutes Nierenversagen und muss weiter künstlich beatmet werden. Zwei ebenfalls erkrankte Schülerinnen seien dagegen nicht mehr in einem lebensbedrohlichen Zustand, hieß es. Mehreren weiteren Meningitis-Patienten in Berlin, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen geht es nach rechtzeitiger Behandlung bereits besser. Dagegen schwebt ein 35-jähriger Infizierter in einem Frankfurter Krankenhaus noch in Lebensgefahr. Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den Meningitis-Erkrankungen in den verschiedenen Bundesländern gibt es bisher nicht.
In diesem Jahr schon drei Tote
Ein Teil der Bevölkerung trägt den Erreger der Hirnhautentzündung in sich, ohne daran zu erkranken, sagte der Leiter des Oldenburger Gesundheitsamtes, Martin Friedrich. Eine mögliche Abwehrschwäche könne die Ursache für eine plötzliche Erkrankung sein. Diese tritt nach Angaben des Jenaer Mikrobiologen Eberhard Straube in der kalten Jahreszeit gehäuft auf und wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Jugendliche und Kinder seien besonders oft betroffen, da sie in Schulen und Discotheken häufig engen Kontakt zueinander pflegten. Grundsätzlich seien aber alle Altersgruppen betroffen.
Nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts sind in den ersten acht Wochen dieses Jahres bereits 153 Menschen an Meningitis erkrankt, drei starben. Im vergangenen Jahr kamen 49 Menschen in Deutschland durch Hirnhautentzündung ums Leben.