Koblenz : Rhein-Seilbahn darf bis 2026 bleiben
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Weiterhin gute Aussicht: Die Rhein-Seilbahn in Koblenz bleibt nun doch bis 2026 Bild: dapd
Überraschung in Phnom Penh: Die Seilbahn in Koblenz darf nun doch bis 2026 über den Rhein führen - trotz des Welterbe-Status des Mittelrheintals. Das hat die Unesco entschieden.
Als Kulturstaatssekretär Walter Schumacher spät in der Nacht die Nachricht aus Kambodscha schickte, war der Jubel zuhause am Rhein groß: Die Koblenzer Seilbahn muss nicht bis Anfang 2014 abgebaut werden, sondern bleibt bis zum Jahr 2026 in Betrieb. Darauf hatte sich zuvor das Unesco-Welterbekomitee bei seiner Sitzung in Phnom Penh verständigt.
Die frohe Botschaft kam durchaus überraschend. Noch vor wenigen Tagen hatten viele befürchtet, die Bahn, die zur Bundesgartenschau 2011 installiert worden war, müsse bis zum kommenden Jahr wieder abgebaut werden. So hatten es Stadt und Land ursprünglich mit der Unesco vereinbart, um den prestigeträchtigen Welterbe-Status des Oberen Mittelrheintals nicht zu gefährden. Auch der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco in Fragen des Denkmalschutzes berät, hatte dem Welterbe-Komitee vor wenigen Tagen empfohlen, einer Verlängerung der Betriebsdauer nicht zuzustimmen. Hauptkritikpunkt von Icomos: Die Bahn, vor allem aber ihre Talstation, die unweit der historischen St.-Kastor-Basilika am Rhein liegt, zerstörten die Blickbeziehungen im Tal und seien mit dem Welterbestatus nicht vereinbar.
„Welterbe und Seilbahn schließen sich nicht aus“
Umso überraschender ist, dass das Welterbekomitee auf seiner Sitzung nicht der Beschlussvorlage folgte - und sogar über das Minimalziel der Koblenzer hinausging, die schon eine Vertagung der Entscheidung um zwei Jahre als Erfolg gewertet hätten. „Es hat sich ausgezahlt, dass wir gute Kontakte zu den Vertretern der anderen Länder haben“, konstatierte ein hörbar euphorischer Kulturstaatssekretär Walter Schumacher am Telefon, der als Mitglied der Deutschen Delegation an der Sitzung teilgenommen und für die Seilbahn geworben hatte. „Wir haben in vielen Gesprächen immer wieder betont, dass sich Welterbe-Status und Seilbahn nicht ausschließen.“
Trotzdem hätten einige Ländervertreter in Phnom Penh Bedenken geäußert und vor allem darauf hingewiesen, dass der Abbau der Bahn bis 2014 mit der Unesco fest vereinbart gewesen sei. Doch die deutsche Delegation hielt dagegen: „Wir haben vor dem Komitee ausführlich erklärt, dass der große ökonomische und ökologische Erfolg der Seilbahn damals noch nicht vorhersehbar war“, sagt Schumacher.
Unterstützung aus Mali
Am Ende unterstützten neben Frankreich auch Kolumbien, Serbien und die Schweiz einen Antrag, die Bahn bis 2026 über den Rhein zu führen. In diesem Jahr endet die technische Betriebsdauer der Bahn und sie muss ohnehin abgebaut werden. Selbst die Vertreter Malis und Senegals hätten sich für den Antrag stark gemacht, der schließlich ohne Entgegnung beschlossen wurde, berichtet Schumacher stolz.
Beim Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig, der zuletzt äußerst skeptisch gewesen war, dass das Unesco-Komitee für die Seilbahn stimmen würde, ist die Freude immens. „Ich konnte es erst gar nicht glauben“, sagt er, „das ist eine außerordentlich freudige Überraschung für Koblenz.“ Zumal er selbst höchstens mit einer Vertagung der Unesco-Entscheidung gerechnet habe. „Die Stimmung in der Stadt ist euphorisch. So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Auch die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen (SPD) freut sich „wahnsinnig“ über die Entscheidung. „Damit kann wieder Ruhe in die Region einkehren.“
Exportschlager Seilbahn?
Wenn es nach dem Vertreter Kolumbiens bei der Sitzung in Phnom Penh geht, wird die Koblenzer Bahn ohnehin noch zum Exportschlager: Er schlug vor, künftig auch für andere Welterbe-Stätten eine Seilbahn einzusetzen - als attraktives und umweltfreundliches Verkehrsmittel.