Katzenfutter-Test : Der Hunger treibt’s nicht rein
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Miss de Murr hat etwas gegen die Bewertung der Stiftung Warentest Bild: Hans-Heinrich Pardey
Die Stiftung Warentest bewertet neben Kameras und Autoreifen nun auch Katzenfutter. Die Stubentiger unseres Autors durften die vorgestellten Produkte probieren. Ihr Urteil ist vernichtend.
Nicht nur das von Helge Schneider so einfühlsam besungene „Katzeklo“ macht die Katze froh. Den Freudensprüngen und dem Radaumiauen nach zu schließen tut es mindestens genauso ein reichlich und regelmäßig gefüllter Futternapf. Wie gut, dass uns die Stiftung Warentest (StiWa) darin unterstützt, unserer Rolle als Dosenöffner optimal gerecht zu werden. Denn den geschätzten 8,2 Millionen deutschen Katzen, die laut Industrieverband Heimtierbedarf 2012 für 1,5 Milliarden Euro Fertigfutter verputzten, drohen gleichermaßen Fettleibigkeit wie Mangelernährung beim unbedarften Griff ins Regal mit der Tiernahrung.
33 Sorten Feuchtfutter – das ist längst keine vollständige Übersicht des tatsächlichen Angebots – hat die StiWa hinsichtlich ernährungsphysiologischer Qualität, Fütterungsempfehlung, Schadstoffen, Deklaration und was nicht sonst noch alles untersuchen lassen. Ein sechsseitiger Bericht ist in der März-Ausgabe der Zeitschrift „test“ daraus geworden. Auf deren Cover hat es eine bildschöne graue Katze geschafft. Sicherlich war der kulleräugige Killer attraktiver als jede Systemkamera oder alle WC-Reiniger zusammen, die unter anderem auch in dem Heft bewertet wurden.
Die gute Nachricht, die dem Katzenfutter-Test zu entnehmen ist, lautet: Man muss nicht viel Geld ausgeben, um seine Katze – nach menschlichem Ermessen – sehr gut zu ernähren: 20 Cent kostet eine Tagesration Coshida „Feinste Stückchen in Sauce“ beim Discounter Lidl. Kaufland landete mit seiner Dosen-Eigenmarke „Zarte Häppchen“ gar einen Testsieg mit lauter „Sehr gut“. Wen soll es überraschen, dass am anderen Ende des Testfelds ein Edelkatzencaterer wie Royal Canin – die Tagesration „Gravy Instinctive“ für eine einzige Katze kostet appetitverschlagende 4,05 Euro – von der StiWa mit einem „Mangelhaft“ abgebürstet wurde?
Nur in einem Punkt ist die Berichterstattung von „test“ – nun sagen wir nicht mangelhaft – sondern einfach unbefriedigend. Zwar wird erwähnt, dass Katzen wählerische Feinschmecker seien. Als Zeugen dafür werden ein gewisser Barny und eine Kiba aufgerufen, denen ihre Serviererin nicht wagt etwas anderes als ihr Lieblingsfutter hinzustellen: Denn die beiden Britisch-Kurzhaarigen „sehen mich entsetzt an und rennen weg“. Da hat sie aber Glück, diese Dame.
Der Verfasser dieses Textes, im Nebenberuf Butler in einem Fünf-Personen-Haushalt mit sechzehn Pfoten, hat da ganz andere Erfahrungen gemacht. Würde er versuchen, seinen Vieren beispielsweise das von der StiWa ebenfalls mit einem „Sehr gut“ bewertete Kitekat vorzusetzen, wären die Reaktionen in etwa folgende: Schnippedilderich würde sang- und miaulos mit hochgezogenen Schultern in den Garten marschieren. Dort fängt er sich eine Maus, um sie anschließend auf dem Wohnzimmerteppich – cremefarbener Hochflor – blutig zu verzehren und mit den Innereien ein wenig herumzuschmieren. Von dieser knurrend verteidigten Mahlzeit lässt er sich nur mit einem Tütchen der absolut ungesunden Leckerlis weglocken, nach denen er süchtig ist.
Miss de Murr – fraglos die Intelligenteste des Quartetts – verlegt sich aufs Kommunizieren mit dem Butler: Sie macht über dem Fressnapf mit dem ekelerregenden Futter jene Pfotenbewegung, mit der gesittete Katzen ihre Exkremente verscharren. Und ihr Geschrei dazu, ein veritabler hysterischer Anfall, wäre nervtötend und bis zum Abservieren und Austauschen des Futters anhaltend. Knudo, ebenfalls eine Katze, aber eine mit Muskeln wie ein Kater, schreit auch wütend herum, kickt dabei aber den Napf mit dem falschen Futter durch die Küche, bis er irgendwo umschlägt und sich Häppchen und Sauce auf dem Boden verteilen.
Janosch ist ein Protestpinkler
Und Janosch, das Alphatier des Haushalts und ein Protestpinkler, würde dieser Bezeichnung mal wieder alle Ehre machen: Er ignoriert einfach das von der StiWa empfohlene Futter und sucht stattdessen nach der Kameratasche oder einem in einer ruhigen Ecke abgestellten Rucksack seines offensichtlich fehlgeleiteten Ernährers. Ein Hopser drauf, und schon überreicht er dort kommentarlos seine Protestnote. Janosch steht nun mal – nach Lektüre des Testberichts kann man es nicht anders sagen – auf nierenschädigendem Junkfood einer prominenten Sorte mit der Bewertung „Mangelhaft“.
Wie man seinen Katzen ernährungsphysiologisch hervorragendes, schadstoffarmes und richtig deklariertes Fertigfutter aufnötigt, wenn sie es verabscheuen, das hat die Stiftung Warentest leider, leider nicht mitgeteilt. Dass Testsieger auf der Dose steht, gut und schön, aber sie fressen es nicht, diese Charakterdarsteller: ums Verplatzen nicht, und auch der Hunger treibt’s nicht rein.