Kampf um die Achttausender : Duell über den Wolken
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Die Spanierin Edurne Pasaban auf dem Annapurna in Nepal. Ihre härteste Konkurrentin ist ... Bild: REUTERS
Im Himalaja ist gerade Endrunde in einem Wettkampf, der vor zehn Jahren begann. Drei Bergsteigerinnen wollen wie einst Reinhold Messner alle Achttausender bezwingen. Das hat bisher noch keine Frau geschafft. Für zwei von ihnen ist es ein Lebenstraum, für die andere nur „ein Job“.
Tagelang hatte sie im Basecamp auf ein Abflauen des Windes gewartet. Dann war es endlich soweit: Der Wetterdienst sagte für den 17. April günstiges Wetter voraus. Nach zehnstündigem Aufstieg erreichten die spanische Bergsteigerin Edurne Pasabán und ihre neun Kollegen am vergangenen Samstag um 14.10 Ortszeit den Gipfel des Berges Annapurna. Es war ihr dreizehnter Achttausender, einer fehlt ihr noch. Sie hat alles gegeben, hat sich beeilt - und wird vielleicht doch nicht die erste Frau sein, die alle Achttausender bestiegen hat.
Im Himalaja ist gerade Endrunde in einem Wettkampf, der vor rund einem Jahrzehnt begann. Die Koreanerin Oh Eun-Sun, die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, die Spanierin Edurne Pasabán - sie sind alle da, sie alle wollen in die Geschichte eingehen wie einst Reinhold Messner, der am 16. Oktober 1986 als erster Mensch alle Achttausender bezwungen hatte. Vermutlich wird es ein Zweikampf zwischen der Koreanerin und der Spanierin, die gleichauf liegen.
Es ist ein enges Zeitfenster, das sich den Bergsteigern im April und Mai zwischen dem schneereichen Wintermonsun und den Unwettern des Sommermonsuns auftut. Diese Zeit nutzt Eun-Sun, um ebenfalls an der Annapurna ihr „Projekt 14“ abzuschließen. Die Vierundvierzigjährige plant den Aufstieg am „tödlichsten Berg des Himalaja“ für dieses Wochenende. Edurne Pasabán, wettergegerbte 36 Jahre alt und aus dem Baskenland stammend, nimmt sich derweil ihren letzten Berg vor, den Shishapangma.
Ein toter auf drei erfolgreiche Bergsteiger
Noch kann viel passieren. Die Berge sind unberechenbar. In den Schnee- und Eislawinen der Annapurna sind schon mehr als 60 Bergsteiger ums Leben gekommen. Auf weniger als drei erfolgreiche Besteigungen kommt ein Todesfall. Der Berg hat Pasabán großen Respekt eingeflößt. Noch im Herbst äußerte sie Zweifel, ob es sich lohne, das Risiko auf sich zu nehmen. Damals hatte sie gerade einen der schwersten Momente ihres Lebens hinter sich. Am Kangchendzönga war sie bewusstlos aus der Todeszone gebracht und mit Erfrierungen nach Katmandu ins Krankenhaus geflogen worden. „Damals war ich mir sicher, das Projekt der 14 Achttausender nicht fortsetzen zu wollen“, sagte Pasabán vor ihrer Abreise zur Annapurna. Sie wollte den gefährlichsten aller Riesen erst nach dem Shishapangma begehen, für den sie aber zunächst keine Besteigungslizenz der tibetischen Regierung bekam.
Als erste Expedition an der Annapurna nach den schweren Schneefällen des Winters mussten nun Pasabán und ihre Kollegen den Weg spuren, Fixseile legen, Gletscherspalten ausforschen. Vier Wochen brauchten sie dafür. Die nachkommenden Expeditionen, darunter auch das Team von Oh Eun-Sun, profitieren von der mühseligen Vorarbeit. Zuletzt gingen Pasabán die Seile aus. Ungesichert durchquerte sie einen schwierigen Eiskanal. Umso größer ihre Erleichterung, den Aufstieg ohne Zwischenfälle geschafft zu haben, wie ihr Trainer Ignacio Delgado berichtet.
„Viel zu gefährlich für einen Wettstreit“