Zoodirektor in Zürich : „Zoodirektor ist kein Job, das lebt man“
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Der langjährige Direktor des Zürcher Zoos verfolgte einen 30-Jahres-Plan und möchte mit Regenwald und kleiner Savanne für Naturschutz begeistern.
Kein Tag ist wie der andere im Leben von Alex Rübel. Wie auch, wenn er nicht nur eine Verantwortung gegenüber seiner Familie hat, sondern auch gegenüber den rund 4000 Tieren und den etwa 200 Angestellten, die alle auf ihn zählten? „Zoodirektor zu sein ist kein Job, das lebt man“, erklärt der Tierliebhaber mit einem Lächeln. Bis zum vergangenen Sommer war Rübel Direktor in Zürich. Seit vergangenem Juli kümmert sich nun sein Nachfolger Severin Dressen um die Geschicke des Zoos.
Anlass für Rübel, einmal zurückzublicken. In den vergangenen 30 Jahren seines Lebens lebte er sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr für den Zürcher Zoo. Viel Freizeit bleibt da kaum. Dafür ist es einer der wohl vielseitigsten Berufe, die es überhaupt gibt. Zwischen seinen täglichen Aufgaben mit den Angestellten, Tieren, Besuchern, Medien und Finanzen ist besonders die Kommunikationsfähigkeit gefragt. Während dieser Jahre bekam Alex Rübel mit einigen Sprachkenntnissen aus der Schulzeit viel Übung darin und entwickelte sich zu einem guten Redner. Im Allgemeinen waren es aber nicht die Fächer aus seiner Schulzeit, die man vielleicht vermutet, die ihm am meisten brachten. „Weder Biologie noch Mathematik oder Deutsch halfen mir am meisten“, stellte er selbst verwundert fest, „sondern Latein und Griechisch.“ Diese beiden Fächer vermittelten ihm einen enormen kulturellen Hintergrund, obwohl er sie weder besonders mochte noch extrem gut darin war. „Meine Stärke ist nicht das Wissen, aber ich glaube, ich bin relativ gut im Analysieren. Das habe ich dort gelernt. Das ewige Suchen nach dem Verb in einem lateinischen Satz hat wohl mein analytisches Denken geschult, und dieses analytische Denken hat mir während meiner Zeit im Zoo enorm geholfen.“
Er will sie motivieren, sich für Tiere einzusetzen
Auch bevor der inzwischen 65-jährige Mann die Stelle als Zoodirektor innehatte, arbeitete er im Zürcher Zoo, damals aber noch als stellvertretender Zootierarzt. Nach dem Berufswechsel war er dann plötzlich der Chef seines Chefs. „Der größte Unterschied zwischen den beiden Tätigkeiten ist wohl die Verschiebung der Hauptaufmerksamkeit vom Tier auf den Menschen.“ Kontakt zu Menschen hat der ehemalige Pfadfinder schon immer gemocht, und er würde jederzeit die Menschen den Tieren vorziehen. Dennoch, um seine Hauptaufgabe zu erfüllen, sind Tiere das Mittel zum Zweck, denn er will mit den Tieren die Menschen erreichen. „Ich möchte die Besucher und die Bevölkerung motivieren, sich für die Tierwelt einzusetzen. Freude an den Tieren zu wecken ist die Voraussetzung dafür, dass man sich in sie hineinversetzen kann und will.“