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Römermuseum : Im Kettenhemd den Römer spielen

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Bild: Jörg Mühle, LABOR, Frankfurt

Hobbyarchäologin Katja Baumgärtner schlüpft in die Rolle eines Limes-Cicerone. Sie bringt Schülern im ehemaligen Reiterkastell von Aalen das Leben der Römer nah

          4 Min.

          IMP(erator) CAES(ari) L(ucio) SEPT(imio) SEVERO PIO PERTINACI AUG(usto) ARAB(ico) ADIAB(enico) PART(hico) MAX(imo) PONT(ifici) MAX(imo) TRIB(unicia) POT(estate) XI CO(n)S(uli) III IMP(peratori) XII PROCO(n)S(uli) P(atri) P(atriae). Solche Namen hört man doch heutzutage nicht mehr? Doch, im Limesmuseum in Aalen. Es befindet sich an der Stelle des ehemals größten Reiterkastells nördlich der Alpen. Zu Ehren dieses besonderen Mannes, Bezwingers der Araber, Adiabeniker und Parther, mit den vielen lateinischen Namen, wurde 208 n. Chr. ein Stabsgebäude in dem Reiterkastell errichtet, das 160 n. Chr. erbaut wurde. Davon sind heute nur noch niedrige Mauerreste übrig. Diese rund einen halben Meter hohen Überbleibsel eignen sich wunderbar zum Spielen.

          „Ist das ein geiler Helm!“

          Eine Gruppe junger Besucher freut sich schon aufs Herumtoben. Doch zunächst müssen sie leise sein und Katja Baumgärtner bei ihrer Führung zuhören. Schon von weitem entdeckt Jamie, ein kleiner Blonder: „Da, da ist ein Reiter!“ Bevor er zu dem Soldaten mit dem Namen Concessus kommt, zeigt ihnen die Frau mit den langen braunen Haaren den Stadtplan von Aalen früher und heute. Dabei stellt sich heraus, dass die Schüler der dritten Klasse der Grundschule „Bildungshaus Ulmer Spatz“ schon viel wissen. Denn als die Limes-Führerin die Kinder über ihr Wissen über die Römer ausfragt, gehen 12 der 22 Finger nach oben. Mit Fingerschnipsen wollen einige Kinder schneller drankommen. Sie wissen natürlich, dass Concessus kein normaler Soldat, sondern ein Legionär ist. Neben seinen Schuhen, seinem Schuppenpanzer und seinem Pferd stehend, stellt Christopher fest: „Ist das ein geiler Helm!“ Zwei andere Jungen können ihr Finger nicht von der interessanten Kleidung des Soldaten lassen. Dafür werden sie zurechtgewiesen von den beiden Lehrerinnen, die sie im Schullandheim begleiten. Nicht nur die beiden müssen pädagogische Kenntnisse besitzen, sondern auch Katja Baumgärtner, die wie die meisten Führer im Limesmuseum auf Honorarbasis arbeitet.

          Die Reiter schliefen im zweiten Stock

          Die Frau mit dem weißrot karierten Hemd trifft den richtigen Ton. Gespannt sitzen die Kinder im Halbkreis um sie herum, als sie den Verlauf des Limes anhand einer riesigen Karte erklärt. Als die Führung draußen weitergeht, spazieren die Kinder vergnügt in die Sonne. Dort, an der Originalstelle, befindet sich eine nachgebaute Stube, die Wohnung der Reiter. Davon gab es 13 in einer Reihe, sodass das Gebäude insgesamt rund 80 Meter lang war. Diese 13 Stuben bildeten nur die Hälfte des Gebäudes: Daneben gab es nochmals 13 Stuben, damit war es 16 Meter breit. So eine Stube besteht aus zwei Räumen, in dem äußeren standen die Pferde, in dem inneren wohnten die Soldaten. Es gab einen Kamin, Weizensäcke und einen Tisch. „Die Reiter lebten innen, weil es dort wärmer war, deshalb schliefen die Menschen damals auch im oberen Stockwerk, denn Wärme zieht ja nach oben“, erklärt die begeisterte Hobbyarchäologin, die als Chemisch-Technische Assistentin im Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallchemie in Schwäbisch Gmünd als Metallographin arbeitet, und zeigt auf die Leiter.

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