Orgelsachverständiger : Wuchtwunder
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Bild: Illustration: Philipp Waechter
Nach einem Orgelkonzert im Kölner Dom steht für den Jungen fest: Er will Kirchenmusiker werden. Heute ist er Kantor und Orgelsachverständiger.
Das war reiner Zufall“, antwortet Peter Rottmann auf die Frage, wie er zum Orgelspielen gekommen sei. Als seine Eltern auf der Suche nach einer Beschäftigung für ihre Söhne waren, um diese kulturell zu bilden, bot ein Arbeitskollege seines Vaters an, ein altes Klavier abzugeben, das bei seiner Großmutter untergebracht wurde. So kam es dazu, dass der heutige Regionalkantor Klavierstunden von einem Musikstudenten aus seinem Heimatort, dem saarländischen Merchweiler, bekam. Das Klavier diente zuvor als Wirtschaftsklavier und wurde vom Wirt selbst nur benutzt, nachdem ein Glas Bier in das Klavier hineingekippt wurde. Peter Rottmanns erstes Instrument war also in einem entsprechenden Zustand. Dennoch: „Ab dem ersten Klavierunterricht hatte ich einen super Draht zu meinem Klavierlehrer und auch einen Draht zum Klavier – ich war infiziert“, erinnert sich Peter Rottmann. Auch wenn der Unterricht streng war, konnte man den Jungen nicht mehr von seinem Instrument trennen, und so spielte er bereits nach zwei Jahren sein erstes Konzert zusammen mit einem Kammerorchester. Vier Jahre Klavierunterricht legten die technischen Grundlagen zum Umstieg auf die Orgel. „Mich hat immer diese Wucht, dieser Klang, diese Vielfalt fasziniert“, berichtet er aus seinen Zeiten als Messdiener.
Vizemeister im Schnellschreiben
So führte er den Klavierunterricht parallel zum Orgelunterricht fort, wobei ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Instrumenten darin liegt, dass das Klavier zwar über mehr Tasten, die Orgel jedoch über sogenannte Register verfügt, was für ein deutlich breiteres Klangspektrum sorgt. Die Schwierigkeit beim Orgelspiel liegt darin, dass die tiefsten Töne, anders als beim Klavier, nicht mit der Hand, sondern den Füßen erzeugt werden. „Da war für mich klar, du willst Kirchenmusiker werden“, beschreibt Rottmann den Moment, als er mit 14 Jahren ein Orgelkonzert im Kölner Dom besuchte. Ab da zeigte sich auch an seinen schulischen Leistungen, dass ihm nun nichts wichtiger war als die Musik. Ein Fach bereitete ihm dennoch besonders großen Spaß, das Maschinenschreiben. Als Pianist hatte er schnelle Finger, weshalb er sogar an einer Meisterschaft teilnahm und saarländischer Vizemeister im Schnellschreiben wurde.
Nachdem er die Hauptschule abgeschlossen hatte, wechselte er zunächst auf eine Handelsschule, um anschließend sein Abitur auf einem Wirtschaftsgymnasium zu absolvieren, da sein Vater sich für ihn eine berufliche Laufbahn im Bereich der Verwaltung gewünscht hätte. Anschließend konnte er sein Studium an der Musikhochschule Saarbrücken beginnen. Von 1980 bis 1988 studierte er dort neben der Kirchenmusik Musikerziehung mit dem Hauptfach Klavier und Orgel. Nachdem er sein Studium mit dem A-Examen, dem heutigen Master entsprechend, abgeschlossen hatte, kam er nach Bad Kissingen, um dort als Regionalkantor und Orgelsachverständiger sowie Leiter des Regionalzentrums für Kirchenmusik zu arbeiten.