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Mannheimer Zirkus Paletti : Kopfüber am Trapez

  • -Aktualisiert am

Alles „Paletti“: Der Jugendzirkus aus Mannheim lebt die Kreativität, 2020 zum Beispiel mit einem „Drive-In-Zirkus“. Bild: dpa

Kopfüber hängen und jede Menge Tricks lernen: Im Mannheimer Zirkus Paletti trainieren Laien. Der Geschäftsführer und Zirkusdirektor ist ein Jurist, der seinen abwechslungsreichen Arbeitsalltag mag.

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          Kopfüber hängt Hannah Fuchs am Trapez, die Beine sind zum Spagat gespreizt, nur mit den Händen hält sie sich fest. Die braunen Haare der Sechzehnjährigen sind zu langen Zöpfen geflochten, sie trägt einen schwarz-gelben Turnanzug. Links und rechts von ihr performen zwei gleich angezogene Artistinnen denselben Trick. Was für uns unmöglich aussieht, ist für die Gruppe ein normaler Auftritt: In ihrem Sportverein lernt man Zirkustricks. Hannah spielt Klavier und Schlagzeug und bereitet sich auf das Abitur vor. Den Kinder- und Jugendzirkus Paletti besucht sie seit ihrem siebten Lebensjahr. Bei einem Ferienprogramm der BASF entdeckte sie das Trapez für sich – und suchte ab da nach einer Möglichkeit, es regelmäßig zu trainieren. Die fand sie beim Kinder- und Jugendzirkus Paletti e.V. in Mannheim. Früher machte Hannah als zweite Disziplin Akrobatik, nun ist sie zum chinesischen Mast gewechselt, einer fünf Meter hohen, mit Gummi beschichteten Stange.

          Rola-Bola und Seiltanz

          Zur Auswahl stehen noch Jonglage, Luftring, Diabolo, Strapaten, Vertikaltuch, Kugellauf, Rola-Bola, Seiltanz und Hocheinrad- und Einradfahren. „Wir hatten auch schon Schauspielworkshops für die Shows“, sagt Hannah. Die über das Jahr vorbereiteten Nummern werden in eine selbst ausgedachte Geschichte eingearbeitet. „Es gibt Geschichtentreffen, und oft gab es auch die Geschichtenübernachtungen, wo wir die Geschichte weiterentwickeln und zusammen trainieren.“ Zum Schluss wird in der Trainingswoche intensiv geübt – jede Disziplin täglich zwei Stunden lang. Ein Großteil der Show wird dann erarbeitet, Generalproben werden abgehalten, die Schauspieler erhalten zu Disziplin- und Finaltrainings ein Theatertraining. Kostüme und Requisiten werden meist selbst gemacht. „Zum Beispiel hatten wir mal diese Nummer mit der gigantischen Gummibärchentüte, das haben die Leute aus unserer Nummer dann wirklich gemalt.“ Die große Aufführung findet im Zelt statt, das der Zirkus vor sechs Jahren anfertigen ließ. „Über die Farben haben wir zusammen abgestimmt.“ Nun ragt das gigantische rot-gelbe Zelt mitten in Mannheim auf. Mittlerweile ist es in einem Betonfundament verankert, inklusive Rauchabzugsklappe, Brandmelder und Blitzschutzanlage. Es ist also kein Reisezelt und kann für Veranstaltungen gemietet werden.

          Von 30 auf 500 Teilnehmer

          Tilo Bender, der Geschäftsführer und Zirkusdirektor, ist für mehr als nur die Organisation verantwortlich. Der Fünfundvierzigjährige, der sich um die finanziellen Geschäfte des Zirkus Paletti kümmert, trägt im Alltag eine dunkle Hornbrille. Die nimmt er für das Training mit den Gruppen ab, das er regelmäßig hält. Zusätzlich führt er Projekte an Kindergärten und Schulen durch – vom Kennenlernen erster Zirkustechniken bis zur fertigen Aufführung. „Das Tolle ist, dass es in meinem Job eigentlich keinen normalen Arbeitstag gibt“, sagt er. Den hatte er noch nie: Nachdem er als Kind Jonglieren gelernt hatte, wurden Auftritte auf Kindergeburtstagen mit der Zeit zu deutschlandweiter Arbeit als Jongleur und Komödienzauberer.

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