Hobbykünstler : Stinkt nicht, leuchtet und trocknet schnell
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Den Hobbykünstlern gehtes nicht um Ruhm, sondern um ihre Freude an Acryl und darum, beim Malen den Kopf auszuschalten. Ideen holen sie sich auch über Instagram
Es geht mir nicht um den Ruhm, sondern um den Prozess und meine Weiterentwicklung“, sagt die 50-jährige Hobbykünstlerin Elizabeth Rüegg. Von Beruf ist sie diplomierte Atemtherapeutin und wohnt in Zumikon bei Zürich. Das Hobby finanziert sie durch den Verkauf ihrer Gemälde. Wie auf dem Bild „Reichtum und Fülle“ stellt das leuchtend glänzende Gold und Silber den Reichtum dar. Zwischen den unzähligen Farbschichten sind Materialien, wie zum Beispiel Stoff, zu erkennen. Diese drücken die Fülle des Reichtums aus. Durch die ausgewählten Acrylfarben hat das Bild einen besonderen Schein. „Da ich mit Formen, Materialien und Farben experimentiere, entsteht auf der Leinwand auch immer ein Teil von mir. Meistens gebe ich das unbewusst preis, manchmal aber auch bewusst.“ Andere Hobbykünstlerinnen wie die 47-jährige Juristin Petra Fetz aus Lenzburg (LU) möchten zusätzlich einen Einblick in ihre jetzige Stimmung geben. Hingegen sind die Werke der 40-jährigen leitenden Hauswirtschafterin Regina Gloor aus dem Tessin so persönlich gehalten, dass sie ihre Werke nicht groß zeigen möchte.
Der Kursleiter ist ausgebildeter Typograph
Die Motivation der drei Frauen besteht darin, dass sie einen Ausgleich zur Arbeit suchen und einen freien Kopf bekommen. Sie möchten auch Neues ausprobieren. Ihre Inspirationen holen sie sich von anderen Künstlern, aus Büchern, von Youtube oder Instagram. Andererseits kommen sie aus ihrem Inneren, beschreiben ihre Gefühle, oder sie lassen sich vom Kursleiter Robert Süess aus dem Kurs „Wege in die neue Abstraktion“ in Unterentfelden im Kanton Aargau inspirieren. Er ist ein bildender Künstler und im Gegensatz zu den Hobbykünstlerinnen ausgebildeter Typograph: „Das Hobby zum Beruf zu machen ist etwas vom Schönsten.“ Seit 14 Jahren ist der 69-Jährige Dozent für experimentelle Malerei an bekannten Akademien im deutschsprachigen Raum Europas. Er lässt seine Malerei von der Natur inspirieren, indem er zum Beispiel Ausschnitte von Baumstämmen und Häusern fotografiert. Mit seinen Werken möchte er Freude, Harmonie, Formen und Farbe auf unpolitische Weise vermitteln. Sein Atelier ist in Dagmersellen zu bestaunen. Dieses befindet sich im Kanton Luzern, wo er auch aufgewachsen ist.
Alle drei Hobbykünstlerinnen arbeiten wie Kursleiter Süess mit Acrylfarben. Für ihre Werke benötigen sie viele Materialien, denn auf die Bilder kommt nicht nur Farbe. Mögliche Materialien, die sie auf die Leinwand kleben oder unter die Farben mischen, sind beispielsweise Bitumen, Pigmente, Asche, Sand, Champagnermehl, Kreidemehl, Gips, Tinte, Stoffe, Papiere sowie Zeitungen. Die eher realistisch wirkende Regina erläutert es im Stimmengewirr der anderen Hobbykünstler so: „Mit Acryl kann man alles mischen, da gibt es keine Grenzen.“ Diese Möglichkeit des Acrylmalens lassen die Bilder vielfältig und außergewöhnlich wirken. Jedes Stück ist dann einzigartig. Auch nur schon die Art, wie man die Acrylfarben mischen kann, ist unterschiedlich. Die einen mischen direkt auf der Leinwand, während andere Farbpaletten dafür benutzen. Die kurze Trocknungszeit ist der wichtigste Grund für die Wahl von Acrylfarben. „Öl braucht im Gegensatz zu Acryl viel mehr Zeit zum Trocknen, und es stinkt“, erklärt Elizabeth, angehende psychologische Beraterin, während sie gemütlich mit gekreuzten Beinen auf ihrem Stuhl sitzt. Dieser Trocknungsprozess ist wichtig, denn diese Künstler arbeiten mit vielen Schichten. Wenn die Farben noch feucht sind und man dann gleich mit der nächsten Schicht weitermacht, vermischen sich die Farben der Schichten. „Zudem leuchten Acrylfarben auch so schön, und zum Verarbeiten gefallen sie mir sehr“, ergänzt der erfrischend jung gebliebene Robert, der sein Wissen seinen Kursteilnehmern gerne weitergibt.