Ein Leben vor der Kamera : Traumberuf Schauspielerin
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Der Weg vor die Kamera ist steinig - besonders für junge Mädchen Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Im Rampenlicht stehen - davon träumen vor allem Mädchen. Dank der vielen Soaps ganz einfach, denkt man. Doch es gibt viel mehr Rollen für Jungs. Und der Beruf ist knallhart: Ein Monat ohne freien Tag ist keine Seltenheit.
Die Limousine der Filmfirma holte die Schülerin von der Schule ab. „Das war supercool“, sagt Josefine Preuß. „Aber manche haben blöde Bemerkungen gemacht.“ Mit 14 Jahren fing sie bei der Kinderserie „Schloss Einstein“ an, die im Kika zu sehen war. Bekannt geworden ist sie als „Gürkchen“ in „Türkisch für Anfänger“.
Schon als Kind hat die Berlinerin Theater gespielt. Ein Produzent hat sie damals in Potsdam auf der Bühne gesehen und vom Fleck weg für „Schloss Einstein“ engagiert. Das hieß: morgens Schule, nachmittags Dreharbeiten. „Ich war eine gute Schülerin, dass ging immer super zusammen“, sagt die Schauspielerin, die viel jünger aussieht, als sie ist. Die Schulzeugnisse wurden der Produktionsfirma vorgelegt. „Wer stark abgesackt war, musste aufhören.“
Nach der zehnten Klasse hat sie die Schule verlassen, um sich auf die Schauspielerei zu konzentrieren. „Für mein Alter habe ich schon viele Hotels gesehen“, sagt Josefine Preuß. Aus dem Koffer zu leben macht ihr gar nichts aus. Lange Nächte sind während der Dreharbeiten aber nicht drin. „Als Schauspieler muss man früh aufstehen - und viel warten!“ Die Berlinerin nimmt deshalb immer ein Buch mit oder Musik. Angebote für Rollen hat sie genug. „Als Schauspieler muss man sich immer bewusst sein, dass es auch Zeiten ohne Job geben kann, in denen man über Monate nichts verdient.“ Von ihren Gagen hat sie von Anfang an etwas beiseite gelegt.
Von Aufregung vor der Kamera keine Spur
Laura Knirsch hat auch schon gespart. Die Schülerin aus München ist elf Jahre alt und hat in zwei Filmen mitgespielt. Am 20. August ist sie in dem ARD-Film „Morgen räum ich auf“ zu sehen. „Es geht um ein Mädchen, dessen Mutter die Wohnung vermüllen lässt“, erzählt Laura.
Jeden Montag besucht sie eine Schauspielschule. Die Rolle hat sie über ein Casting bekommen. Fünf Tage war die Gymnasiastin dann bei den Dreharbeiten dabei. Es war ihre zweite Rolle. Beim ersten Film spielte der Zufall mit: Der Nachbar, ein Kameramann, hatte bei der Familie Knirsch geklingelt auf der Suche nach einem Filmkind. So landete Laura in der Komödie „Vorne ist verdammt weit weg“, der zu Weihnachten in den Kinos lief. Als eines von sechs Filmgeschwistern hat sie Geburtstagsständchen gesungen und ihrem Filmpapa Peter Lohmeyer die Beinprothese ins Krankenhaus getragen. „Der ist total lustig und hat immer Witze gemacht“, schwärmt Laura.
Aufgeregt war sie vor der Kamera nicht. „Aber manchmal mussten wir etwas zehn oder fünfzehn Mal hintereinander machen.“ In einer Szene sitzt die ganze Familie vor dem Fernseher, alle essen Pizza. „Das war schrecklich!“, sagt Laura. „Zum Schluss hatte ich bestimmt zwei ganze Pizzen aufgegessen!“ Als Laura den fertigen Film zum ersten Mal sah, war sie überrascht. „Eine Szene, für die wir einen ganzen Tag gebraucht haben, ist in ein paar Sekunden vorbei“, wundert sich die Schülerin.
Jede Menge Schauergeschichten
Wie viele Mädchen unbedingt in einem Film oder einer Serie spielen wollen, weiß Hanna Hansen. „Ich habe Schubladen voller Karteikarten“, sagt die Casterin. Ihr Beruf ist es, für bestimmte Rollen nach passenden Schauspielern zu suchen. „Wegen der vielen Soaps und Serien denken viele, es sei ganz leicht geworden, irgendwo mitzuspielen - dabei gibt es viel mehr Jungsrollen zu besetzen.“ Kreuz und quer reist Hanna Hansen durch Deutschland und sucht nach Talenten. „Wer sich als Schauspieler durchsetzt, war meistens vorher am Theater fleißig“, sagt sie.
Dabei gibt es schon von den Vorsprechen an Schauspielschulen jede Menge Schauergeschichten. Das sind Einstellungstests. Manche haben Glück. Sophie Köster, die seit einem Jahr an der Otto-Falckenberg-Schule in München lernt, ist gleich beim ersten Anlauf genommen worden. „Die Schauspielausbildung ist viel anstrengender, als man sich das vorstellt“, sagt die 19 Jahre alte Oldenburgerin. Körpertraining, Sprechen, Singen, Rollenarbeit - das alles steht in ihrem Stundenplan. Fechten und alte Tänze gehören genauso dazu wie Theatergeschichte und Schauspielaufführungen.
Sie ist als Schauspielerin bei einem Regieprojekt dabei und hatte seit einem Monat keinen einzigen Tag mehr frei. Eine Ehre, schließlich gehört sie zum ersten Jahrgang. Und die sind bei den öffentlichen Aufführungen eigentlich noch nicht dabei. „Ich spiele zwei Rollen und trage die Kostüme übereinander“, sagt sie und zieht die schmalen Schultern zusammen. Die Schauspielerei bedeutet ihr viel, es lief von Anfang an glatt. Nach der Premiere steht eine strahlende Sophie auf der Bühne. Alle Anstrengungen sind vergessen.