https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/jugend-schreibt/diskuswerfer-kristjan-ceh-fuer-olympia-der-groesste-der-weltklasse-17421453.html

Diskuswerfer Kristjan Čeh : Seine Welt ist eine Scheibe

  • -Aktualisiert am

Diskuswerfer Kristjan Čeh trainiert für Olympia. Die Spannweite seiner Arme beträgt 2,16 Meter. Er ist der Größte in der Weltklasse und kann die Scheibe stärker beschleunigen.

          4 Min.

          Wenn Kristjan Čeh zur Arbeit geht, dann ist das nur ein kleiner Schritt für einen großen Menschen. Sein Arbeitsplatz hat einen Durchmesser von 2,50 Metern. Der Mann ist 2,06 Meter groß, wiegt 130 Kilogramm, 2,16 Meter beträgt die Spannweite seiner Arme. Sein Arbeitsgerät ist zwei Kilogramm schwer und hat einen Durchmesser von 22 Zentimetern. Diese Scheibe bewegt Kristjan Čeh durch weniger als zwei Körperdrehungen in kaum zwei Sekunden so schnell, dass er sie schon fast 70 Meter weit geworfen hat. Man könnte sagen, seine Welt ist eine Scheibe. Er ist derzeit einer der besten Diskuswerfer der Welt. 1999 in Ptuj, der ältesten Stadt Sloweniens, geboren, wuchs Kristjan Čeh in Podvinci auf, wenige Kilometer nordöstlich der Stadt, wo er auch heute noch wohnt. Im Dorf gibt es etwa 250 Häuser, zwei Teiche, die die österreichische Kaiserin Maria Theresia zur Versorgung ihrer Soldaten mit Fisch anlegen ließ, und eine Handvoll Bauernhöfe. Der größte davon gehört einem Verwandten von Čeh, ein mittelgroßer Hof seinen Eltern. Jedes Jahr nimmt der Modellathlet am traditionellen Kurentenkarneval teil, der Winteraustreibung mit dämonischen Masken und Lärm, ähnlich der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Er ist fest in seinem Heimatort verwurzelt.

          Die nächste magische Grenze

          „Angefangen habe ich mit Basketball“, erzählt er, „aber in meinem Dorf gab es keine Möglichkeit zum Training. Deshalb bin ich zur Leichtathletik gewechselt. Mein Trainer ist auf mich aufmerksam geworden, als ich in der Grundschule Kugelstoßen geübt habe. Ich fiel wegen meiner Größe auf, also lud er mich ein, mit ihm zu trainieren. Ich wechselte später zum Diskuswerfen. Natürlich habe ich das nie bereut.“ In den sieben Jahren seither hat er nach seiner groben Schätzung etwa 300 000 Mal einen Diskus geworfen. Bei einer durchschnittlichen Weite von 60 Metern wären das ungefähr 18 000 Kilometer, also etwa die Strecke, die man vom Nordkap in Norwegen bis nach Kapstadt in Südafrika mit dem Auto zurücklegen müsste. Dabei hatte er nie Rekorde im Sinn. „Letztes Jahr gab es einen Wechsel in meiner Technik, der mir half, viel weiter werfen zu können.“ So wurde er amtierender U-23-Weltrekordler mit einer Weite von 68,75 Metern. „Die nächste magische Grenze, die ich erreichen möchte, ist 70 Meter“, berichtet der Sportler, der natürlich nicht gleich wie ein Weltrekordler begonnen hat. „Die ersten Würfe waren schwieriger, die Scheibe flog nicht gerade. Ich glaube, ich habe nicht mehr als 20 Meter geschafft“, sagt er lachend.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Von der Leyens Chinapolitik : Klare Kante gegen Peking

          Die Kommissionspräsidentin will die Beziehungen der EU zu China neu justieren. Die Wirtschaft soll wehrhafter werden. Auch die Investitionen europäischer Firmen kommen auf den Prüfstand.
          SAP-Zentrale in Walldorf

          Aleph Alpha : SAP greift nach Künstlicher Intelligenz

          Aleph Alpha aus Heidelberg kann technisch mit amerikanischen KI-Anbietern mithalten. Um von ChatGPT und Co. nicht abgehängt zu werden, wäre das Kapital von SAP wertvoll.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.