Kein Justizopfer
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Umringt von Journalisten und Unterstützern gibt Jens Söring eine Pressekonferenz auf dem Frankfurter Flughafen. Bild: Wolfgang Eilmes
Jens Söring ist nach jahrzehntelanger Haft in Amerika zurück in Deutschland. Viele halten ihn für unschuldig. Doch der Bericht eines ranghohen Ermittlers widerlegt die Theorien seiner Unterstützer. Ein Gastbeitrag.
Dass Jens Söring noch einmal einen Fuß auf deutschen Boden setzen würde, hat niemand ernstlich erwarten können, auch wenn viele darauf gehofft und mit großer Ausdauer darauf hingearbeitet haben. Söring, der 1990 in Virginia wegen Doppelmordes an den Eltern seiner damaligen Lebensgefährtin Elizabeth Haysom zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, hat jedes erdenkliche Rechtsmittel ausgeschöpft, das die amerikanische Justiz bereithält, und ist mit jedem gescheitert. Auch seine im Lauf der letzten Jahrzehnte eingereichten Gnadengesuche wurden sämtlich abgelehnt, bis das zuständige Gremium vor drei Wochen in einer verblüffenden Entscheidung seine vorzeitige Entlassung verfügt hat – allerdings ausdrücklich nicht aus Zweifeln an seiner Schuld, sondern weil seine Tat lange zurückliege und man den Steuerzahlern von Virginia nicht länger zumuten wolle, seine Haft zu finanzieren.
Die Vereinigten Staaten wird er nie wieder betreten dürfen. Das Interesse an seinem Fall – auch bei seiner Ankunft am Dienstag in Frankfurt – ist deshalb so groß, weil Söring bis heute hartnäckig seine Unschuld behauptet – und weil es ihm gelungen ist, viele Medien von seiner Version der Geschehnisse zu überzeugen, besonders in Deutschland. „Nicht schuldig! 33 Jahre US-Haft für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe“ lautet der Titel eines der Bücher, die er im Gefängnis verfasst hat. Es dürfte sich in den kommenden Wochen gut verkaufen.
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