Streit an Berliner Schule : Imam verweigert Lehrerin den Händedruck
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Ein Handschlag - im Islam keine selbstverständliche Begrüßungsgeste. Bild: Picture-Alliance
Eklat in einer Berliner Privatschule: Nachdem ein Mann der Lehrerin seines Sohnes aus religiösen Gründen nicht die Hand geben will, eskaliert die Situation im Besprechungsraum.
An einer Berliner Schule ist offenbar ein Religionsstreit ausgebrochen. Unter Berufung auf die Religionsfreiheit soll ein Berliner Imam einer Pädagogin der privaten Platanus-Schule in Berlin-Pankow den Handschlag verweigert haben, berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Donnerstag. Die Lehrerin habe daraufhin ein pädagogisches Gespräch abgebrochen, in dem es um den Sohn des Imams gehen sollte.
Sie soll dem strenggläubigen Mann wegen der Verweigerung des Händedrucks mangelnden Respekt und Frauenfeindlichkeit vorgeworfen haben. Dieser wiederum spricht dem Sender zufolge nun von Beleidigung, Verletzung der Religionswürde und fremdenfeindlicher Diskriminierung.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung waren demnach Schüler-Rangeleien auf dem Schulhof. Der Sohn des Imams sei unter anderem deswegen schriftlich verwarnt worden. Zudem seien mehrere pädagogische Gespräche mit der Mutter und dem Vater erfolgt. Dieser ist ein strenggläubiger Schiit aus der Osttürkei, im iranischen Ghom und im irakischen Nadschaf theologisch ausgebildet, berichtet der RBB.
Den Handschlag verweigert
Beim Eintritt in den Besprechungsraum habe der Imam Kerim Ucar gleich klargemacht: aus religiösen Gründen könne er einer Frau nicht die Hand geben. Nach Darstellung des muslimischen Ehepaars eskalierte daraufhin der Streit. Vier Mal soll die Pädagogin den Geistlichen unter Berufung auf eine notwendige Respektbezeugung und deutsche Gebräuche nachdrücklich aufgefordert haben, ihr die Hand zu reichen.
Der Imam sagt, er habe die Aufforderung freundlich aber bestimmt zurückgewiesen, stattdessen zum Gruß seine Hand aufs Herz gelegt, so der Sender. Dazu habe er erklärt, diese Geste sei die höchste in seiner Religion mögliche Respektbezeugung bei der Begrüßung einer Frau. Die Lehrerin habe das jedoch nicht akzeptieren wollen, sei laut geworden und habe schließlich das Gespräch für beendet erklärt.
Die Schule äußerte sich zur Sache nicht, signalisierte aber weiterhin Gesprächsbereitschaft mit der Familie, hieß es weiter. Der Konflikt scheine dennoch unlösbar zu sein: die Familie hat dem Bericht zufolge den Schulvertrag ihrer Kinder gekündigt, eine Anwaltskanzlei beauftragt und Strafanzeige gestellt.