Humortrainer im Gespräch : „Lachen ist eine Erfrischungskur“
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Ein richtiger Lachanfall wird nicht nur begleitet von Luftnot. Manchen Menschen laufen dabei die Tränen über das Gesicht, anderen geschieht ein Missgeschick. Warum löst Lachen so heftige Reaktionen des Körpers aus?
Mit den Muskeln passiert das Gleiche wie mit den Blutgefäßen: Erst spannen sie sich an, dann entspannen sie sich. Dieser Mechanismus macht auch vor der Muskulatur der Blase keinen Halt, weswegen es bei manchen Menschen zu fließen beginnt. Dass oft auch Tränen beim Lachen vergossen werden, kommt daher, dass das vegetative Nervensystem und somit die Tränendrüsen angeregt werden. Auch das deutet auf eine Entspannung hin. Immer wenn etwas in Fluss kommt, wird etwas Aufgestautes losgelassen. Druck wird abgebaut. Dieser Druck ist auch der Grund für einen Lachanfall in einer unpassenden Situation. Wer auf einer Beerdigung die ganze Zeit denkt: „Bloß nicht lachen“, setzt sich so unter Anspannung, dass schon eine Kleinigkeit reicht, um den gefürchteten Lachanfall auszulösen. Dann bekommt die Anspannung ein Ventil, und es lässt sich nicht mehr aufhalten. Es ist eben mehr der Körper als der Geist, der lacht.
Neben Ihrer Tätigkeit als Humor-Coach sind Sie auch Sterbebegleiter in einem Hospiz. Eine ungewöhnliche Kombination. Wie passen diese zwei Beschäftigungen zusammen?
Sehr gut sogar. Im Hospiz ist es aufgrund des nahenden Endes eigentlich doppelt wichtig, dass man immer wieder kleine Momente der Freude erlebt, lacht und auch mal einen Witz reißt. Es ist eine Art Kurzurlaub, in dem man die Schmerzen und die eigene Situation vergessen kann. Dadurch, dass man seine Emotion durch das Lachen zeigt, entsteht ein Miteinander und die Bereitschaft, gemeinsam zu weinen.
Das Gegenteil vom Lachen ist also gar nicht das Weinen?
Ich würde die Gefühlskälte oder eine emotionale Starre eher als Gegenteil des Lachens sehen. Wenn die Emotionen ins Fließen kommen, da können auch die Tränen und die Trauer in Fluss gebracht werden. Daher kommt übrigens auch das Wort „Humor“. Es bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt so etwas wie Feuchtigkeit oder Flüssigkeit und bezeichnete ursprünglich die vier Körpersäfte in der medizinischen Säftelehre der Antike.
Welche Aufgaben hat Lachen noch?
Es ist auch einfach ein Ausdruck der Freude. Experten der Lachforschung, Gelotologen genannt, haben jedoch festgestellt, dass von den zwanzig Lachern am Tag, die wir durchschnittlich machen, nur vier Stück aufgrund einer Erheiterung oder einem freudigen Ereignis stattfinden. Die andern 16 entstehen aus ganz anderen Gründen. So kann Lachen beispielsweise auch ein Ausdruck der Verlegenheit sein.
Wie kann man echtes Lachen von gekünsteltem unterscheiden?
Die Augen sind dabei das Entscheidende, genauer gesagt der Musculus orbicularis oculi. Dieser Ringmuskel umschließt die Augen und zieht sich bei einem echten Lachen zusammen. Wenn mich jemand gekünstelt anlächelt, sind in den meisten Fällen die Augen nicht beteiligt. Wirklich gute Schauspieler können das jedoch erzeugen, in dem sie in sich selbst Freude abrufen. Dann ist das falsche Lächeln zwar ein gekünsteltes, aber durchaus ein echtes. Wenn ich jetzt jedoch nur mein Gesicht zu einer lachenden Fratze verziehe und dabei keine Freude empfinde, dann sind die Augen dabei entspannt.