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Hochwasser : Folgen Seuchen auf die Flut?

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Auch das Aufräumen kann noch gefährlich sein

Auch das Aufräumen kann noch gefährlich sein Bild: AP

Neuer Alarm in den Hochwassergebieten. Während die Fluten langsam abfließen befürchten Experten nun die Ausbreitung von Seuchen.

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          Zäh in Wohnung und Straßen stehende Hochwasserfluten, Treibgut, Tierkadaver und Bakterien, die Sonne tut an heißen Tagen ihr Übriges - nach Überschwemmungen drohen den betroffenen Menschen auch noch schlimme Infektionskrankheiten, deren Ausbreitung durch die Flut begünstigt werden. Erreger von Typhus, Hepatitis, Hirnhautentzündung oder Durchfallerkrankungen bedrohen nun auch die ohnehin schon geschundenen Menschen in Dresden und den anderen überfluteten Städten. Allerdings gibt es nach Ansicht der Experten bisher keine akute Gefahr.

          „Die Seuchengefahr ist für uns aber schon ein Thema“, betont ein Sprecher des Krisenstabs im sächsischen Innenministerium in Dresden. Auch das für die Seuchenvorsorge zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin rät zur Vorsicht, für eine Panik gebe es derzeit allerdings keinen Grund. „Wenn das Wasser zurückgeht, ist es beim Aufräumen ganz wichtig, Gummistiefel und Handschuhe zu tragen“, sagt RKI-Präsident Reinhardt Kurth. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) empfiehlt Flutopfern, sich nicht lange im Wasser aufzuhalten und ihre Möbel zu desinfizieren. Kurth ergänzt, „auch vor dem Essen oder Trinken sollten sich Helfer immer die Hände waschen“.

          Hochwasser erhöht Infektionsgefahr

          Grundsätzlich gilt, dass die Gefahr von Infektionskrankheiten in den überschwemmten Gebieten größer als normal ist. Von einer akuten Seuchengefahr, wie in einem Bericht der „Bild“-Zeitung vom Dienstag, könne aber keine Rede sein. Beim Oder-Hochwasser 1997 haben die Gesundheitsexperten genügend Erfahrung gesammelt, so dass sie derzeit eine allgemeine Impfung gegen Hepatitis A, Typhus oder Bakterienruhr nicht für erforderlich halten. Häufig breiten sich Seuchen in Flutgebieten vor allem dadurch aus, dass den Menschen kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht. Dieses Problem besteht in den überschwemmten deutschen Gebieten derzeit jedoch nicht.

          Weitere Gefahrenquellen sind überflutete Abwasserwerke und ins Kanalsystem geschwemmte Fäkalien. Beides ist in den ostdeutschen Hochwassergebieten der Fall“, erläutet RKI-Präsident Kurth: „Normalerweise ist der Verdünnungsfaktor aber so hoch, dass die Infektionsgefahr gering ist.“ Einen Besuch beim Arzt empfiehlt Kurth, wenn schwerer Durchfall und Erbrechen gemeinsam auftreten. Das Gesundheitsministerium rät zudem, vorsorglich den Tetanusschutz überprüfen zu lassen. Dies gilt vor allem deshalb, weil bei den Aufräumarbeiten das Verletzungsrisiko relativ hoch ist.

          Einzelbrunnen vorerst nicht benutzen

          Für besonders problematisch halten es die Berliner Seuchenexperten, in den Krisengebieten Einzelbrunnen zur persönlichen Trinkwasserversorgung zu benutzen. „Diese sollten erst nach einer Freigabe durch das zuständige Gesundheitsamt wieder genutzt werden“, betont das Robert-Koch-Institut in einer Mitteilung. Ohnehin müssten Vorgaben der Behörden zum Umgang mit Trinkwasser dringend befolgt werden, um eine Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Das Trinkwasser werde in den Krisengebieten permanent kontrolliert.

          Außerdem gilt: „Gemüse oder Fallobst, das mit dem Flutwasser in Berührung gekommen ist, sollte man auf keinen Fall essen“, so RKI-Chef Kurth. Verdorbene und verschmutzte Lebensmittel gehörten in den Müll. Eltern sollten ihre Kinder auf keinen Fall im meist Bakterien-trächtigen Hochwasserschlamm spielen lassen. Die beim Aufräumen getragene Kleidung könne ganz normal gewaschen werden.

          Tschechien lässt Tausende Kinder impfen

          Dass die Seuchengefahr auf keinen Fall zu unterschätzen ist, zeigt die Situation in Prag. Dort empfahlen die Behörden den Menschen nach der überstandenen Moldau-Flut jeden Hautkontakt mit Wasser und Schlamm zu vermeiden. Das tschechische Gesundheitsministerium lässt 65.000 Kinder gegen Hepatitis A impfen. Auch ungeimpfte Polizisten, Soldaten und Feuerwehrleute seien stark gefährdet. Ihnen wird ebenfalls dringend eine Impfung gegen das Gelbsucht-Virus empfohlen.

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