Mond : Grundstücke zum Einheitspreis zu kaufen
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Noch nichts Ausgefallenes für Weihnachten gefunden? Wie wäre es mit einem Grundstück auf dem Mond, garantiert von der Erde aus zu betrachten.
Auf dem Mond sind alle gleich. 40.000 Quadratmeter für jeden, Einheitspreis 79,90 Mark. Egal, ob das Stück Land einen formschönen Krater umfasst oder verkehrsgünstig in der Nähe eines NASA-Landeplatzes liegt. Und von jeder Parzelle aus ist Erdblick garantiert - denn angeboten werden nur Grundstücke, die unserem Heimatplaneten zugewandt sind. Man soll sie ja sehen können, in klaren Nächten.
Für Hanne Czisch aus Hessen ginge mit dem Blick auf ihr Mondgrundstück ein Traum in Erfüllung. „Das wäre das allergrößte, es mal zu sehen“, sagt die 45-Jährige, die sich zu Weihnachten eine solche Parzelle schenkt. Ihr Verhältnis zum Mond nennt sie ein ganz besonderes. Wenn er als volle runde Scheibe am Himmel steht, ist sie besonders aktiv und unternehmungslustig. An Schlaf ist nicht zu denken - sehr zum Leidwesen ihres Mannes. „Der sagt dann immer, zieh' auf den Mond und mach das Licht aus“, zitiert Czisch. Und dieser Satz war vielleicht ein kleines bisschen der Grund dafür, warum sie jetzt ein Grundstück auf dem Erdtrabanten gekauft hat.
Berechtigt oder nicht?
Dabei ist die Frage des tatsächlichen Eigentums so eine Sache. Die Firma Lunar Embassy Deutschland (www.lunarshop.de) ist nach eigenen Angaben das einzige Unternehmen in der Bundesrepublik, das berechtigt ist, Grundstücke auf dem Mond oder auf anderen Planeten wie Mars oder Venus zu verkaufen. Sales-Manager Axel Sörensen erklärt das letztlich mit einer Gesetzeslücke. Zwar wurde im „Outer Space Treaty“ der Vereinten Nationen von 1967 festgelegt, dass keine Regierung extraterrestrische Grundstücke besitzen oder ausnutzen darf. Firmen und Individualpersonen seien von dieser Regelung jedoch nicht erfasst, betont Sörensen. Diese Gesetzeslücke machte sich der Amerikaner Dennis Hope zunutze und steckte - so wie im Wilden Westen zu schönsten Goldgräber-Zeiten - virtuell seinen Claim auf dem Mond (oder auf Planeten) ab.
Hope ist nun Chef der Firma Lunar Embassy und kann daher legal seine Grundstücke verkaufen - sagt Sörensen. Der Deutschland-Manager sagt aber auch, dass man sich über die ganze Geschichte streiten kann. Und so ernst ist es nun auch wieder nicht - zumal der Tag X, an dem es wirklich um Besitz und Eigentum geht, also die Nutzung der Grundstücke etwa als hübsche Schrebergärten, vermutlich nie eintreten wird. Selbst geregelter Mond-Tourismus ist höchst unwahrscheinlich.
Ein Grundstück, das man nie betritt
„Leute, die sich jetzt Grundstücke auf dem Mond kaufen, werden sie wahrscheinlich nie betreten“, sagt der Münchner Weltraum-Experte Helmut Hornung. Zum einen sei eine Reise zu dem rund 400.000 Kilometer entfernten Erd-Trabanten körperlich sehr anstrengend. Immerhin dauert sie one-way drei Tage. Zum anderen sei der technische Aufwand enorm. Die „Lunarnauten“ müssten komplizierte Manöver fliegen und mehrmals umsteigen. Auch das so genannte „Terra-Forming“, das Schaffen eines Erd-ähnlichen Klimas auf dem Mond, hält Hornung für Utopie. „Das ist glatte Science-Fiction“, sagt der Autor zahlreicher Fachbücher und Wissenschaftsredakteur bei der Max-Planck-Gesellschaft.
Ein Grund dafür ist nach seinen Worten die geringe Masse des Mondes, der eine Atmosphäre kaum halten könnte. Außerdem dauert der Wechsel von Tag zu Nacht auf dem Mond nicht 24 Stunden wie auf der Erde, sondern einen Monat. Das hätte erhebliche Auswirkungen auf das „Mondklima“.
Was Hornung dagegen in den nächsten 20 bis 30 Jahren für möglich hält, ist die Errichtung einer Forschungsstation auf dem Mond. Die fehlende Atmosphäre geriete dann - ähnlich wie beim Hubble-Weltraumteleskop - zum Vorteil für Beobachtungen und Aufnahmen des Universums. Ob sich dann dauerhaft Menschen rund um die Uhr auf dem Mond aufhielten wie auf den Raumstationen MIR oder ISS sei jedoch „etwas ganz anderes“, betont Hornung.
Steine, Trümmer, Staub
Im wahrsten Sinn oberflächlich betrachtet, ist der Mond auch nicht besonders spannend. Eine einzige Steinwüste, Trümmer, Staub, dazwischen riesige Krater und Gebirgsketten, dann wieder Trümmer und Staub, fahl leuchtend. Aber darum geht es den inzwischen rund 400.000 Mondgrundstücksbesitzern in aller Welt wahrscheinlich gar nicht. Vielleicht wollen sie bewusst etwas Ungewöhnliches, Unvernünftiges oder Faszinierendes tun, sagt der Frankfurter Psychologe Heiko Bolz. Oder die Welt wird ihnen auf der Suche nach unendlichem Raum und Weite zu klein, dies wäre der Wunsch nach Ausbruch oder Eskapismus. Manchen glauben möglicherweise auch tatsächlich an eine Weltraumreise, an eine Besiedelung des Alls. Dann wäre ein Grundstück auf dem Mond ein Schritt in die richtige Richtung.
Hanne Czisch geht es um nichts von alledem. „Immer wenn ich jetzt hochschaue zum Mond, denke ich, ein Stück davon gehört mir“, sagt die 45-Jährige. Ob sie selbst einmal dorthin kommen wird? „Dafür habe ich dann doch zuviel Angst“, sagt sie. Aber vielleicht wird es ja für eines ihrer Kinder oder Enkeln möglich, irgendwann. „Es gibt so viele verrückte Sachen“ - warum also nicht eine Reise auf den Mond zum eigenen Grundstück?