Abtreibungen in Deutschland : Immer weniger Frauen brechen ihre Schwangerschaft ab
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Immer weniger Schwangerschaften in Deutschland werden abgebrochen. Bild: dpa
Zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen ist die Zahl der Abtreibungen in Deutschland unter 100.000 gesunken. Damit setzt sich ein vor Anfang des Jahrtausends begonnener Trend fort.
In Deutschland entscheiden sich immer weniger Frauen für eine Abtreibung. 2015 seien etwa 99.200 Schwangerschaftsabbrüche registriert worden und damit knapp 0,5 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit.
Ein deutlicher Trend: Seit 2004 gehen die Zahlen sukzessive zurück. Zum Vergleich: 2001 hatte es noch ca. 135.000 Abtreibungen gegeben, ein Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen 1996. Knapp drei Viertel der Frauen, die sich 2015 für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden hatten, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, etwa 16 Prozent zwischen 35 und 39 Jahre und acht Prozent 40 Jahre und älter. Minderjährige machten nur drei Prozent aus.
„Aufklärung ist das A und O“
Fast zwei Drittel der Schwangerschaftsabbrüche (64 Prozent) wurden 2015 mit der Absaugmethode (Vakuumaspiration) durchgeführt, bei knapp einem Fünftel wurde das Mittel Mifegyne verwendet. Für all diese Methoden ist zuvor eine Beratung Pflicht.
Unwissen über den Gebrauch der Pille sei nach wie vor einer der Hauptgründe für ungewollte Schwangerschaften. So wüssten nur wenige, dass etwa Antibiotika die Wirkung des Verhütungsmittels beeinträchtigen könnten, sagt Regine Wlassitschau vom Bundesverband der Pro Familia. „Aufklärung ist das A und O.“ Häufig realisierten werdende Eltern aber auch, dass die Partnerschaft doch nicht stabil genug für ein Kind sei. Reine Sorglosigkeit spiele dahingegen kaum eine Rolle.
Auch der Zugang zu Verhütungsmitteln ist entscheidend. Für Menschen mit geringem Einkommen sei das nach wie vor ein Problem: Seit Hilfen zur Familienplanung als Teil der Sozialhilfe gestrichen worden sind, „haben Arme keinen guten Zugang“, sagt Wlassitschau. Die Spirale müsse meist selbst bezahlt werden und die Pille werde nur jungen Frauen erstattet.