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Behandlungsdilemma : Wenn Kinder Opfer der Bilanzen werden

Wie viel Glück hat dieser Junge? Aufgrund eines seltenen Gendefekts wird er mit einer umstrittenen Gentherapie in Hannover behandelt. Bild: Verena Müller

Kleine Patienten brauchen eine besondere Behandlung, medizinisch und emotional. Doch für die Kliniken rechnet sich das oft nicht. Ein Kinderarzt klagt an – obwohl er wie viele seiner Kollegen eigentlich schweigen soll.

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          Professor Klaus-Peter Zimmer ist lange im Geschäft, ein Pädiater vom alten Schlag. Ging es seinen Patienten schlecht, war die Intensivstation bis auf das letzte Zimmer belegt, saß noch ein Kind im Wartezimmer, ist er geblieben, hat sich den Kopf zerbrochen über Diagnosen und Therapien, egal wie lange eigentlich schon Feierabend angesagt war. Bei Kinder- und Jugendärzten spielen mehr als bei jeder anderen medizinischen Fachrichtung Zeit und genügend Personal eine herausragende Rolle. Kranke Kinder brauchen jemanden, der zuhört, erklärt, tröstet, auf sie eingeht. Und zu jedem kranken Kind gehören Eltern, die sich sorgen; auch sie wollen gehört werden. Für Zimmer gilt: „Unvorstellbar, dass etwas wichtiger sein sollte als das Wohl und die Gesundheit von kranken Kindern.“ Aber das geschieht immer öfter.

          Lucia Schmidt
          Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Mittlerweile sind Zimmers Haupthaar und Bart ergraut. Seine Zeiten als Assistenz- und Oberarzt liegen lange zurück. Seit nunmehr 12 Jahren leitet der 62 Jahre alte Pädiater die Abteilung der Allgemeinen Pädiatrie und Neonatologie der Universität Gießen. Als Abteilungsleiter gehört es neben der Patientenversorgung zu seinen Aufgaben, Stationen zu organisieren, Personal zu führen, Krankenkassen zu überzeugen, die neuesten Erkenntnisse auf verschiedensten Feldern seines Faches einzuschätzen, Zahlen und Statistiken im Blick zu haben, damit die Arbeit in der Kinderklinik auf dem höchstmöglichen Niveau stattfinden kann. Und dabei stellt er zunehmend fest: „Es wird immer schwieriger, alle Behandlungsstandards trotz wirtschaftlicher Vorgaben einzuhalten.“

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