Welt-Aidskonferenz : Heilsbringende Töne
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Will helfen: Wyclef Jean in Washington Bild: dapd
Hillary Clinton, Elton John und Sharon Stone: In Washington hat die Welt-Aidskonferenz begonnen und viele Stars nutzen die Bühne. Sie setzen sich in Szene und wollen ihren Beitrag zum Kampf gegen Aids leisten. Nur ein deutscher Gast bleibt fast unbemerkt.
Ausgerechnet der prominenteste Prominente, der Mann, der die Welt-Aidskonferenz in Washington überhaupt erst ermöglichte, will sich nicht feiern lassen. Lange hatte Barack Obama gezögert, dem Organisator und Gastgeber, der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS), seine Teilnahme zu- oder abzusagen. Erst vergangene Woche hieß es, Obama sei verhindert, werde sich aber in einer Videobotschaft an die Delegierten wenden. Der Präsident spricht nun im Stundentakt über Bildschirme zu den angereisten Gästen auf dem Konferenzgelände - vor allem darüber, dass er sich auch weiterhin mit allen Mitteln für den Kampf gegen Aids einsetzen werde. Nicht wenige Delegierte fühlen sich aber von dem Mann im Stich gelassen, der sie bislang unterstützt hat und sich erst im Mai für die gleichgeschlechtliche Ehe aussprach.
Am Sonntagabend hielt also Obamas Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius im nur wenige hundert Meter vom Weißen Haus entfernten Convention Center die Rede zur Eröffnung der sechstägigen Konferenz mit ihren rund 25.000 Delegierten aus 195 Ländern. Der Präsident war tatsächlich verhindert, weil er zu Überlebenden des Amoklaufs nach Aurora geeilt war. Am Sonntagnachmittag hatten gut 1000 Delegierte noch bei den Obamas vorbeigeschaut: Vom Washington Monument führte der „Marsch auf Washington“ am Weißen Haus vorbei zum Capitol. „Keep the Promise“ lautete die Parole, an der sich neben Schauspielerin Margaret Cho auch der Bürgerrechtler Al Sharpton und der Beinahe-Präsident von Haiti, der Hip-Hopper Wyclef Jean, beteiligten. Ihre Sorge: Die reichen Nationen könnten ihre finanziellen Zusagen nicht einhalten.
Die Demonstranten kritisierten auch Obama, der sich bei den Ausgaben für den Kampf gegen Aids zu Einschnitten gezwungen sah. Zugleich preist ihn aber die Aids-Community als den Mann, der die Rückkehr der größten Ansammlung von Wissenschaftlern, Politikern und vor allem von HIV- und Aids-Betroffenen in sein Land gesetzlich erst wieder ermöglichte. Schon einmal, 1987, hatte die Welt-Aidskonferenz in Washington stattgefunden, 1990 in San Francisco. Zwei Jahre später war sie in Boston geplant, musste aber aufgrund des schon von Präsident Ronald Reagan durchgesetzten Einreiseverbots für HIV-Infizierte kurzfristig nach Amsterdam verlegt werden.
Seither fand keine Aids-Konferenz mehr in dem Land statt, das wie kein anderes für den Kampf gegen Aids steht. Nach UN-Aids-Angaben stammten 2011 knapp 60 Prozent der Gelder für die besonders von HIV und Aids getroffenen Länder von den Vereinigten Staaten, gefolgt von Großbritannien (12,8 Prozent), Frankreich (5,4), den Niederlanden (4,2) und Deutschland (vier Prozent).
Das Ziel: eine Aids-freie Generation
Am Montag schickte Obama eine weitere, seine ranghöchste Ministerin ins Convention Center. Hillary Clinton wurde mit großem Applaus empfangen. „Lasst mich zunächst die fünf Worte aussprechen, die wir hier in Amerika so lange nicht sagen konnten“, rief sie ihren jubelnden Zuhörern zu: „Willkommen in den Vereinigten Staaten!“ Die Außenministerin, Herrin über die knapp 50 Milliarden Dollar, die Amerika derzeit in fünf Jahren für den Kampf gegen Aids ausgibt, gilt als die Erfinderin des Slogans „Creating an Aids-Free Generation“. Kein Kind, so sagte sie, dürfe mehr mit dem Virus zur Welt kommen (was heute, selbst wenn die Mutter HIV-positiv ist, dank der Medikamente gewährleistet werden kann); das Risiko Heranwachsender, sich anzustecken, müsse stetig weiter verringert werden; und sollte sich ein Jugendlicher doch mit HIV infizieren, müsse er umgehend behandelt werden, damit er unter der Therapie das Virus selbst nicht mehr überträgt.