Überlastete Kliniken : Es gibt kaum Betten für kranke Kinder
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Eine Intensivpflegerin hält auf der Kinderintensivstation in Stuttgart den Fuß eines jungen Patienten, der beatmet wird (Symbolbild). Bild: dpa
Die Vereinigung der Intensivmediziner schlägt Alarm: Immer wieder müssten schwerkranke Kinder über weite Strecken verlegt werden. Der Gesundheitsminister will Personal aus anderen Abteilungen in die Kinderstationen schicken.
Die Versorgungslage kranker Kinder in Deutschland spitzt sich weiter zu. Laut einer Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hatten 43 von 110 Kinderkliniken zuletzt kein Bett mehr auf einer Normalstation frei. Auf den pädiatrischen Kinderintensivstationen waren bundesweit nur noch 83 Betten frei.
Jede zweite Klinik berichtete, dass sie zum Zeitpunkt der Befragung vor gut einer Woche binnen eines Tages mindestens ein Kind wieder wegschicken musste, für das der Rettungsdienst oder die Notaufnahme einen Platz auf der Kinderintensivstation suchte. „Diese Situation verschärft sich von Jahr zu Jahr und wird auf dem Rücken kritisch kranker Kinder ausgetragen“, sagte DIVI-Generalsekretär Florian Hoffmann.
Knapp 40 Prozent der verfügbaren Betten waren laut der Umfrage gesperrt, da es vor allem an Pflegepersonal fehlte. Vielfach müssen schwerkranke Kinder darum bundesweit in andere Krankenhäuser verlegt werden. Die Vereinigung der Intensivmediziner sprach sich dafür aus, spezielle Transportsysteme zu etablieren, mit denen schwerkranke Kinder auch über weite Entfernungen verlegt werden können. Zuletzt seien besonders oft Kinder aufgenommen worden, die sich mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) infiziert haben. „Die RSV-Welle baut sich immer weiter auf und macht bei vielen Kindern die Behandlung mit Atemunterstützung notwendig“, sagte der Intensivmediziner Sebastian Brenner.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in Berlin angekündigt, dass künftig Pflegepersonal aus den Erwachsenenstationen der Krankenhäuser in die pädiatrischen Abteilungen verlegt werden soll. Zudem können Kinderärzte ihre Patienten weiterhin telefonisch krankschreiben, was die niedergelassenen Kinderärzte entlasten soll. Lauterbach bat Eltern, nicht dringliche Vorsorgeuntersuchungen bei ihren Kindern um „wenige Wochen“ zu verschieben.