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Corona-Pandemie : RKI meldet mehr als 5000 Neuinfektionen

  • Aktualisiert am

Coronavirus-Test in Sachsen Bild: dpa

Erstmals seit Mitte April ist die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle in Deutschland auf über 5000 gestiegen. Auch bei der Zahl der neuen Todesfälle kommt es zu einem sprunghaften Anstieg.

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          Das Coronavirus breitet sich in Deutschland weiter aus. Zum ersten Mal seit Mitte April meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) mehr als 5000 Neuinfektionen in Deutschland binnen 24 Stunden. Der genaue Wert lag bei 5132 bestätigten Ansteckungen. Tags zuvor waren es 4122. Damit steigt die Gesamtzahl der bestätigten Fälle binnen 24 Stunden auf 334.585.

          Bei den Todesfällen verzeichnet das RKI einen sprunghaften Anstieg von tags zuvor 13 auf 40. Die Gesamtzahl der Todesfälle erhöht sich demnach auf 9677. Der bisherige Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen lag Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. In den darauffolgenden Monaten sanken die Fallzahlen. Seit Juli kommt es wieder zu einem Anstieg.

          Auch die Zahl der Hotspots steigt in Deutschland. Wie das Robert-Koch-Institut am Mittwoch bekannt gab, übersteigen mittlerweile 47 Landkreise und kreisfreie Städte den kritischen Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Am Vortag lag die Zahl noch bei 40. Ein Großteil der betroffenen Landkreise liegt in Nordrhein-Westfalen, der höchste Wert findet sich mit etwa 161 in Berlin-Neukölln.

          „Beschleunigter Anstieg der Übertragungen“

          Die aktuellen Werte für Neuinfektionen sind nur bedingt mit den Zahlen vom April vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird – und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. Das RKI schreibt zur momentanen Situation: „Aktuell ist ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten. Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert.“ Der Anteil der Covid-19 Fälle nehme in der älteren Bevölkerung leicht zu. Senioren gelten in der Regel als anfälliger für eine schwere Corona-Erkrankung als Jüngere.

          Die Zahl der Corona-Patienten auf der Intensivstation stieg zwar in den vergangenen Tagen merklich, ist aber weiterhin vergleichsweise niedrig. So wurden laut Daten des DIVI-Intensivregisters von Dienstag rund 620 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt, eine Woche zuvor waren es noch rund 450. Insgesamt sind demnach in Deutschland aber noch knapp 9000 Intensivbetten frei.

          Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Dienstag bei 1,18 (Vortag: 1,29). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

          Streit um Corona-Maßnahmen

          An diesem Mittwoch will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Länderchefs über die Corona-Lage beraten. Über die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus gibt es weiter Streit. Im Mittelpunkt der Debatte stehen die Beherbergungsverbote für Reisende innerhalb Deutschlands sowie die Uneinheitlichkeit der von den einzelnen Bundesländern erlassenen Vorschriften.

          In die Kritik mehrerer Ministerpräsidenten an den Beherbergungsverboten für Reisende, die sich aus einem Corona-Risikogebiet in andere Bundesländer begeben, stimmten auch prominente Vertreter der Ärzteschaft ein. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, forderte die Rücknahme dieser von einigen Bundesländern erlassenen Verbote.

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          Diese seien „überflüssig und sogar schädlich“, sagte Reinhardt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Mittwoch. Selbst während des starken innerdeutschen Reiseverkehrs im Sommer mit vollen Stränden an Nord- und Ostsee habe es keine „bedeutsame Steigerung des Infektionsgeschehens“ gegeben. Die Menschen seien durch die unterschiedlichen und schlecht kommunizierten Maßnahmen verunsichert und verwirrt. „Das trägt sicher nicht zu mehr Akzeptanz der Anti-Corona-Politik von Bund und Ländern bei“, warnte der Ärztepräsident.

          Ähnlich äußerte sich der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen: „Jeder kann erkennen, dass ständig neue Maßnahmen wie das Beherbergungsverbot Unsinn sind“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „So verspielen wir die unbedingt notwendige Akzeptanz für die weiterhin wichtigen Maßnahmen.“

          Bei den Beratungen am Mittwochnachmittag wollen die Spitzen von Bund und Ländern den Versuch unternehmen, sich auf einheitlichere Regelungen zu verständigen. Die Positionen der Bundesländer etwa beim Beherbergungsverbot klafften aber im Vorfeld auseinander. So lehnte etwa Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eine Lockerung der strengen Beherbergungs-Beschränkungen in ihrem Bundesland ab, während Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Reisebeschränkungen harsch kritisierte.

          Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt attackierte unterdessen das Krisenmanagement der Kanzlerin. „Es ist geradezu fahrlässig, dass die Bundesregierung nach wie vor keine bundesweit klaren Leitlinien und verständlichen Konzepte koordiniert hat“, sagte sie der „Rheinischen Post“. Die Grünen-Politikerin nannte es „dringend geboten“, dass Merkel „die Koordinierung der Maßnahmen für den Corona-Herbst endlich zur Chefinnensache macht“.

          Der Städte- und Gemeindebund plädierte für eine bundesweit einheitliche „Corona-Ampel“. Diese müsse Grenzwerte definieren, bei deren Überschreitung dann Einschränkungen wirksam würden, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Funke Mediengruppe. Werde in einem Kreis etwa die Grenze von 50 Neuinfektionen überschritten, „springt die Ampel auf Rot und private Veranstaltungen mit mehr als 25 Personen sind dann untersagt“.

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