Gewässerbericht : Nur acht Prozent der deutschen Gewässer sind sauber
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Abgase von Schiffsmotoren im Sommer 2016 nahe des Hamburger Hafens: Deutsche Gewässer sind nicht so sauber, wie sie sein sollten. Bild: dpa
Eigentlich sollten alle Seen und Flüsse laut einer EU-Richtlinie bald in „gutem Zustand“ sein. Noch ist Deutschland davon aber weit entfernt.
Auch wenn Flüsse, Seen, Küstengewässer und das Grundwasser in Deutschland in wesentlich besserem Zustand sind als früher: Manche Umweltsünden wirken immer noch nach. Quecksilber etwa, das durch die jahrhundertelange Verbrennung von Kohle in die Gewässer gelangt ist. Deshalb zeichnet der aktuelle Gewässerbericht des Bundesumweltministeriums kein rosiges Bild. Die Daten für den Bericht stammen aus mehr als 16.000 Messstellen, aus zahlreichen gefangenen Fischen, gesammelten Pflanzen und untersuchtem Plankton. Das Ergebnis: Unter Berücksichtigung der Altlasten erreicht beim „chemischen Zustand“ kein einziges Gewässer die Bewertung „gut“. Auch der „ökologische Zustand“, dabei geht es vor allem um Fische und Pflanzen, ist nur in 8,2 Prozent der Fälle „sehr gut“ oder „gut“.
Dreißig Jahre nach dem Sandoz-Chemieunglück, als nach einem Unfall in der Schweizer Chemiefirma Sandoz giftige Pestizide auf 400 Flusskilometern zu einem Fischsterben im Rhein geführt hatten, verweist das Ressort von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) dennoch auf Erfolge. So gebe es im Rhein und vielen anderen Flüssen heute viel mehr Fischarten; selbst der Lachs sei wieder heimisch geworden. Zudem seien Hunderte Uferkilometer wieder naturnah, und es gebe viel mehr Kläranlagen als früher. Am besten schneidet unter den deutschen Flüssen die Donau ab. Am schlechtesten sieht es bei Weser und Ems aus.
Strengere Düngeregeln notwendig
Grundlage der deutschen Wasserschutzpolitik ist die im Herbst 2000 in Kraft getretene EU-Wasserrahmenrichtlinie. Eigentlich sieht sie vor, dass der Zustand von Flüssen, Seen, Küstengewässern und des Grundwassers bis spätestens 2027 in „gutem Zustand“ sein sollen. Noch ist Deutschland davon weit entfernt. „Grundwasser, Seen, Flüsse sind unsere Lebensadern“, sagte Hendricks, „ihr Schutz hat oberste Priorität.“ Jahrhundertelange Belastungen aber könnten nicht in kurzen Zeiträumen beseitigt werden. Notwendig seien jedoch weitere Maßnahmen, wie etwa strengere Düngeregeln für die Landwirtschaft.
Die geplante Novelle der Düngeverordnung aber ist immer noch nicht in verabschiedet. Obwohl die EU gegen Deutschland wegen der zu hohen Nitratbelastung der Gewässer schon Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht hat.